8. Bundeskongress der VVN-BdA: Bericht und Bilder

5. Juni 2024

Am Wochenende tagte die Bundesvereinigung der VVN-BdA e.V. im Volkspark in Halle (Saale). Für unseren Landesverband hielt unsere Vorsitzende Gisela Döring ein Grußwort, in dem sie an unseren Tagungsort erinnerte. Halle war in Weimarer Republik das „rote Herz Mitteldeutschlands“. Der im Jahre 1907 von der Arbeiter*innenbewegung selbst errichtete Volkspark war auch ein Zentrum des Kampfes gegen den deutschen Faschismus.

Jane Unger vom Stadtmuseum begrüßte die Delegierten im Namen der Stadt und wies auf die Notwendigkeit solidarischer Debatte gerade angesichts globaler Krisen hin.

In einem Grußwort von Halle gegen Rechts wurde deutlich, dass es auch heute noch viele positive Bezugspunkte für den Antifaschismus in der Saalestadt gibt: Nazi-Aufmärsche wie am 1. Mai 2017 wurden durch eine riesige Mobilisierung der Zivilgesellschaft verhindert, die kontinuierliche Arbeit von Studierenden, Anwohner*innen und Aktivist*innen vereitelte die Pläne der Identitären Bewegung und der extremen Rechten wird immer etwas entgegen gesetzt.

Aber es gibt auch eine andere Seite: Hohe Wahlergebnisse für die extreme Rechte, antisemitische und rassistische Straftaten und der antisemitische, rassistische und antifeministische Anschlag auf die Synagoge und den Kiez-Döner vom 9. Oktober 2019 sind dabei zu nennen. Halle zeigt also auch, warum es Antifaschismus braucht.

In diesem Sinne gab es große Unterstützung für die Proteste gegen den Bundesparteitag der AfD vom 28. bis zum 30. Juni in Essen (NRW) und für die Kampagne zum Verbot der AfD. Das ist gerade vor den EU-Wahlen und Kommunalwahlen in Sachsen-Anhalt ein wichtiges Signal.

Wir sagen: Wer AfD wählt, wählt Nazis! Am 9. Juni demokratisch wählen, Ende Juni mit uns nach Essen fahren und bis dahin Politiker*innen, Freund*innen und Kolleg*innen von einem AfD-Verbotsantrag überzeugen!

Grußwort von Landesverband Sachsen-Anhalt, gehalten von Landesvorsitzender Gisela Döring

Liebe Kameradinnen, im Namen des LV VVN-BdA Sachsen-Anhalt begrüße ich Euch alle herzlich hier in Halle an der Saale, der Kulturhauptstadt von Sachsen-Anhalt, der Stadt des Komponisten und Kosmopoliten, Georg Friedrich Händel, der alten Universitätsstadt, deren heutige Studenten zahlreich in unserem Bündnis gegen Rechts, Bündnis für Zivilcourage mit uns als VVN-BdA vertreten sind. Vor allem aber begrüße ich Euch im „roten Herzen“ des damaligen Mitteldeutschland. Dieses „rote Herz“, Halle, das sich nach dem Fall des Sozialistengesetzes von 1890 rasant entwickelte, verlangte nach einem politisch-geistig- und kulturellem Mittelpunkt. So entstand dieses Haus, erbaut aus Arbeitermitteln, eröffnet 1907, widerspiegelnd den Arbeiterwiderstand, den Bildungshunger, aber auch der Geselligkeit dienend, Kultur, Kunst und Sport. Ein lebhaftes Haus gegenüber der Villa des Kommerzienrates Lehmann, dessen Gemahlin klagte: sie bekäme Kopfschmerz, wenn sie dieses Haus und diese frechen Gestalten dort sehe… Der legendäre Große Saal, in dem wir uns als Delegierte und Gäste des 8. Bundeskongresses unserer ältesten antifaschistischen Organisation Deutschlands befinden, atmet Geschichte. Geschichte des Arbeiterwiderstandes. Hier sprachen vor Tausenden Karl Liebknecht, Rosa Luxemburg, Ernst Thälmann, wurde der Sänger der Revolution, Erich Weinert, mit Ovationen gefeiert. Im Reichstagswahlkampf 1909, es ging um das Erringen eines sozialdemokratischen Reichstagsmandats, rief Karl Liebknecht den hier versammelten Arbeitern zu: „Auf Halle muss ein Platzregen von roten Stimmzetteln herabprasseln. Auf in den Kampf! Halle muss und wird erobert werden!“ Und es wurde erobert- das Mandat. (Das als Vorbild für den 9. Juni, als Blaupause für die Kommunalwahlen und die Wahl zum Europaparlament). 16 Jahre später hier, 1925: Wahlkampf um das Amt des Reichspräsidenten. Ernst Thälmann als Kandidat der KPD nominiert. 3. März 1925. 2000 hier im Saal. Stehend. Aggressive Polizeipräsenz. Von dort Auflösung der Versammlung angeordnet, weil ein englischer und ein französischer KP-Genosse sprachen. Da die aufgebrachten Zuhörer dem nicht gleich nachkamen, schoss der fanatische Antikommunist, Oberleutnant Pietzker, wahllos um sich, gab Schießbefehl an seine Mannschaft. Es starben hier 10 Menschen, es gab 20 Schwerverletzte und weitere Verletzte. Unter den Toten ein ganz junger Mann, Mitglied des RFB, Fritz Weineck, als „kleiner Trompeter“ Symbolfigur für Generationen von Jungen Pionieren. Heute wird das Gedenken an ihn von offiziellen Stellen mit Häme betrachtet. Wir aber ehren in Fritz einen mutigen jungen Mann voll Idealismus. Am 6.September 1930 warnte Ernst Thälmann hier, in diesem Saal, vor der drohenden faschistischen Gefahr. 1933 kassierten die Faschisten das Arbeiterhaus. Einen Monat nach der Befreiung vom deutschen Faschismus, am 8. Juli 1945, stellten hier, in der ersten Massenkundgebung nach dem Ende des Naziterrors vier Parteien, SPD, KPD, CDU und LDPD ihre ersten Vorstellungen vom Wiederaufbau der Stadt und ihrer geistigen Erneuerung vor. Für die KPD sprach Robert Siewert, Buchenwaldhäftling bis zur Selbstbefreiung. Als Kapo des Baukommandos legendärer Retter von Tausenden, besonders Kindern und Jugendlichen, polnischen, jüdischen. Seine Botschaft: Entnazifizierung, Enteignung der Kriegsverbrecher, Bodenreform, die er im Geiste von Thomas Müntzer energisch vorantrieb, Hoffnung und Perspektiven für die Jugend. Sein Charisma riss die Menschen, vor allem die Orientierung suchende Jugend mit. Robert Siewert sang zum Abschluss dieser geschichtsträchtigen Kundgebung hier, gemeinsam mit dem, erstmals nach dem faschistischen Terror wieder auftretenden halleschen Arbeiterchor, das Buchenwaldlied. In der DDR gehörte der Volkspark allen Bürgerinnen der Stadt. Hier gab es Volkskunstgruppen, Kultur-und Kunstveranstaltungen, Gaststätten. Zum Wochenende wurde getanzt und geflirtet…
Heute finden hier schöne Kultur- und Kunstveranstaltungen in Kooperation mit der Kunsthochschule Burg Giebichenstein statt.
Und, heute und morgen tagt hier in diesem geschichtsträchtigem Gebäude, im Großen Saal, unser antifaschistischer Kongress, auch im Gedenken derer, die hier Ziele formulierten, um sie kämpften, die wir als ihr Vermächtnis an uns weiterbringen wollen.
Heute hätte gleichzeitig eine große Demo gegen Rechtsextremismus und Neofaschismus in Vorbereitung auf die EU und Kommunalwahlen stattgefunden. Wegen Unwetterwarnung musste sie abgesagt werden.
Unser Aufruf, als Bestandteil unseres vorgesehenen Redebeitrages dazu sollte sein : Wer AFD wählt, wählt Nazis, wer Nazis wählt, wählt Menschenverachtung!
Die Losung bleibt!
Wünschen wir uns in diesem Sinne einen guten, erfolgreichen antifaschistischen Kongress.