Gedenken an die Bücherverbrennung vor 92 Jahren in Halle

12. Juni 2025

Redebeitrag

Liebe Anwesende!

Friedrich Wolf, um den es hier gehen soll, war Gründungsmitglied unseres Verbandes, VVN.

Seine Bücher, seine Dramen vor allem, als undeutsch, wider den deutschen Geist bezeichnet, wurden ins Feuer geworfen, 1933, im Mai.

Die Landesvertretung Rheinland/Pfalz hat ihm eine Gedenktafel gewidmet: Arzt, Schriftsteller, Demokrat.

Friedrich Wolf, als Sohn deutsch-jüdischer Bildungsbürger im Schwäbischen geboren, verließ zeitig sein Elternhaus, studierte Medizin, fuhr als Schiffsarzt bis nach Grönland, kam als Militärarzt im I,Weltkrieg mit revolutionär organisierten Soldaten zusammen, wurde Mitglied im Arbeiter- und Soldatenrat, hatte später als Anführer einer Hundertschaft gegen den Kapp-Putsch Anteil an dessen Niederschlagung.

In dieser Zeit entstanden erste Texte.

Sein Weg folgte seinen Idealen von einer sozial-gerechten Welt. Er trat der KPD und dem Bund proletarisch-revolutionärer Schriftsteller bei.

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rechte Buchmesse in Halle: Brief an OB Vogt

1. Juni 2025

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister Dr. Vogt,
mit Fassungslosigkeit und Empörung erfuhr unser Landesvorstand VVN-BdA Sachsen-Anhalt e.V. aus den Medien, dass am 8. und 9. November 2025 eine rechte Buchmesse in den Messehallen in Halle-Bruckdorf stattfinden und nach Angaben der Anmelderin, Susanne Dragen, Inhaberin des rechtsgerichteten Buchhauses Loschwitz/Dresden, sich am gleichen Ort verstetigen soll. Ziel dieses Vorhabens, unter dem verharmlosenden Slogan „Gebt freien Büchern eine Gasse“, ist, mittels der, zum größten Teil mit verfassungsfeindlichen Botschaften durchtränkten Bücher, antidemokratische Narrative zu verbreiten. Rechte und rechtsextreme Verlage sollen dabei durch die Strategie der Raumnahme eine politische Bühne sowohl für ein junges faschismusaffines Publikum als auch für konservativ-nationalistisch denkende Menschen bieten. Mehr noch: mit einem breit gefächerten Angebot von Heimat- und deutschtümelnder bis zu offener völkisch-rassistischer Literatur wollen die Veranstalterinnen bis in die Mitte der Gesellschaft eindringen. Darüber hinaus sollen angebotene Lesungen und Gespräche zu einer Grenzverschiebung des gesellschaftlichen Diskurses führen, d.h. hin zur Normalisierung rechten und rechtextremen Gedankengutes. Der Antrag der AFD-Fraktion im Landtag von Sachsen-Anhalt, einen neuen Werbeslogan für unser Bundesland mit dem Titel „#deutschdenken“ zu kreieren, deckt sich mit dem Kerngeschäft der geplanten Buchmesse: einen Schlussstrich ziehen unter unsere historische Verantwortung gegenüber der Zeit des deutschen Faschismus. Beider Ziel ist die Abschaffung unserer freiheitlich demokratischen Ordnung, unserer offenen Gesellschaft. Sehr geehrter Her Oberbürgermeister Dr. Vogt, durch Ihre Teilnahme an der Gedenkveranstaltung zu Ehren des 80. Jahrestages der Befreiung vom Faschismus haben Sie ein starkes antifaschistisches Signal für die Zivilgesellschaft gesetzt. Indem Sie auch den hohen Anteil der internationalen Widerstandskämpferinnen, darunter viele Deutsche, würdigten, stellten Sie sich hinter die Kernaussagen des Schwurs der ehemaligen Häftlinge des KZ Buchenwald, die sich dazu verpflichteten: „Den Faschismus mit der Wurzel ausrotten. Für eine neue Welt des Friedens und der Freiheit“ Wir bitten Sie, in diesem Sinne, um Ihre politische Einflussnahme auf die Betreiber der Halle Messe GmbH, um dieses rechte, in großen Teilen auch rechtsextreme Vorhaben, gestützt von einer als gesichert rechtsextrem eingestuften Partei, zu verhindern. Die Errichtung des Zukunftszentrums in unserer Stadt mit der Botschaft, demokratische, weltoffene Verhältnisse, hier und in der Welt in Menschlichkeit weiter zu bauen, schließt ein solches antidemokratisches Vorhaben aus.

Salzwedel: Zum 80. Jahrestag der Befreiung und des Sieges über das faschistische Deutschland

10. Mai 2025

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Wahrheiten und Widersprüche zum 8. Mai

Dieser Große Vaterländische Krieg warf lange Schatten: über 1.400 Tage und Nächte, auf Tausenden Kilometern durch ihr Land und andere Länder. Durch intensive Kämpfe, Niederlagen und Verluste. Große Schlachten wie Kursk, Stalingrad, Seelow, Berlin. Trauer und Triumph. Westwärts den Feind jagen, wieder nach Deutschland zurück, bis zum Sieg. Im Liedtext Katjuscha der Roten Armee heißt es: „Tod der Faschistenmacht! Es breche über sie der Zorn, wie finstre Flut, herein. Das soll der Krieg des Volkes, der Krieg der Menschheit sein.“ 27 Millionen Menschen der Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken (UdSSR) wurden durch Nazideutschland ermordet und ihr Land durch das Naziregime zerstört. Nicht gleich und nicht alle, aber mit der Zeit begriffen vor allem die DDR-Deutschen dieses Verbrechen und die geschichtlichen Konsequenzen, lernten die politische Verantwortung daraus.

Nie wieder Krieg – Nie wieder Faschismus.

Demzufolge gedachten am 8. Mai 2025 die Teilnehmer an der Kriegsgräberstätte des Perver Friedhof Salzwedel der 8 Toten russischer Herkunft und der 226 sowjetischen Kriegsgefangenen und Zwangsarbeiter*innen aus den beiden Weltkriegen.

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80. Tag der Befreiung in Halle

9. Mai 2025

Am 8. Mai 2025 zum 80. Jahrestag der Befreiung haben wir auf dem Südfriedhof in Halle den alliierten Soldat*innen und deutschen Widerstandskämpfer*innen gedacht. Ca. 300 Teilnehmer folgten unserem Aufruf und der politischen Botschaft, die von diesem Tag ausgeht: „Nie wieder Krieg – nie wieder Faschismus!“ Auch Halle OB Dr. Vogt hat an unserem Gedenken teilgenommen. Imfolgenden geben wir die Redebeiträge wieder. Kerstin eisenreich (MdL, die Linke) sprache am Gräberfeld Rote Arme und unsere Landesvorsitzende Gisela Döring am Ehrenhain für die deutschen Widerstandskämpfer*innen.

Unser Gedenken würde von der Presse positiv aufgegriffen u. a. bei dubisthalle.de: https://dubisthalle.de/tag-der-befreiung-kranzniederlegung-auf-dem-suedfriedhof-in-gedenken-an-80-jahre-kriegsende

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Broschüre: 80 Jahre Befreiung – Sieg der Alliierten und des Widerstands. Porträts von Antifaschist*innen in Sachsen-Anhalt

1. Mai 2025

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Zum 80. Jahrestag der #Befreiung Europas vom Faschismus hat unser Landesverband eine Broschüre herausgegeben, die das Leben von einigen Widerstandskämpfer*innen aus oder mit Bezug zu Sachsen-Anhalt darstellt. Wir erinnern darin an Minna Bollmann, Lisel Paxmann, Martha Brautzsch, Rosi Wolfstein, Otto Herrmann, Max Lademann, Gustav Bachmann, Ernst Eckstein, Moses Biletzky, Paul Suhr, Robert Siewert, Rudolf Agricola, Max Dankner, Richard Dietrich und Walter Gabriel. Sie waren Sozialdemokrat*innen, Kommunist*innen oder Pfarrer, wurden von den Nazis ermordet, fielen als Spanienkämpfer oder kamen mit den Alliierten zurück nach Deutschland. Sie haben in der BRD oder in der DDR gelebt und haben sich dafür eingesetzt, die richtigen Lehren aus dem Tag der Befreiung zu ziehen.

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Solidarität mit der jüdischen Gemeinde zu Halle an der Saale

30. April 2025

Der Landesverband der Verfolgten des Naziregimes -Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten Sachsen-Anhalt e.V. ist entsetzt über den geplanten Anschlag auf die hallesche Synagoge, die schon einmal, im Jahr 2019, Ziel eines mörderischen Terrorangriffs war.

Wir, Nachkommen von deutschen Widerstandskämpfer*innen, darunter auch deutsch-jüdische Kameradinnen, verurteilen aufs Schärfste diese menschenverachtenden Pläne und versichern der jüdischen Gemeinde, dass wir, so wie wir das Existenzrecht Israels jederzeit verteidigen, in Solidarität und Freundschaft fest an ihrer Seite stehen.

Wir fordern die verantwortlichen Behörden auf, alles zu tun, um volle Aufklärung in diese verbrecherische Planung zu geben.

Solidarität mit der jüdischen Gemeinde!

Landesverband VVN-BdA Sachsen-Anhalt
Gisela Döring
Vorsitzende

Mehr Fragen als Antworten – Zu 80 Jahren Massaker von Gardelegen

11. April 2025

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Die Gedenkstätte Feldscheune Isenschnibbe (GFI) Gardelegen in Sachsen-Anhalt erinnerte am Sonntag, 6. April 2025, mit einer Gedenkfeier an das faschistische Endphaseverbrechen, unter dem Thema „Fragen der Schicksalsklärung. An mehr als 1.016 KZ-Häftlingen, die am 13./14. April 1945 bei einem Massaker in der rund einen Kilometer nordöstlich der Stadt gelegenen Isenschnibber Feldscheune und bei Todesmärschen um Gardelegen, in den letzten Tagen des Zweiten Weltkriegs, ihres Lebens beraubt und ermordete wurden. Sie kamen aus verschiedenen der fast 40 Außenlager des KZ Mittelbau-Dora, am Kohnstein bei Nordhausen und aus Hannover-Stöcken, einem der etwa 90 Außenlager des KZ Neuengamme, südöstlich vom Zentrum Hamburg-Bergedorf. Die nun Anfang April 1945 Frontnah geworden und daher auf unmenschliche Räumungstransporte getrieben worden sind.

Bis 2015 wurde die Stätte in der Altmark, die zwischen 1949 und 1971 in mehreren Bau- und Entwicklungsabschnitten entstand, als Mahn- und Gedenkstätte Isenschnibber Feldscheune bezeichnet. Ihren aktuellen Namen vereinbarten die Hansestadt Gardelegen und die Stiftung Gedenkstätten Sachsen-Anhalt gemeinsam in einem Vertrag zur Überführung der vormals kommunalen Gedenkstätte in die Trägerschaft des Landes Sachsen-Anhalt.

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Redebeitrag zum Film „Unrecht und Widerstand“ #Bildungswochen2025

26. März 2025

Liebe Teilnehmerinnen und Teilnehmer,
meine Legitimation, dass ich heute in unserer Veranstaltung anlässlich der Bildungswochen gegen Rassismus, statt Sevin Begovic, der als Angehöriger der nationalen Minderheit Sinti und Roma dafür prädestiniert ist, einige Gedanken zur Einführung in das Thema des Films machen werde, besteht darin, dass Gründungsmitglieder unseres Verbandes, der VVN, auch Angehörige der Sinti und Roma waren und sind und wir mit dem Zentralrat deutscher Sinti und Roma eng zusammenarbeiten.
Der zu zeigende Film „Unrecht und Widerstand“ soll gegen den noch bestehenden und wieder gesellschaftsfähig werdenden Antiziganismus sensibilisieren.
Unser LV, als Gründungsmitglied von Halle gegen Rechts – Bündnis für Zivilcourage, beteiligte sich vor einigen Jahren aktiv an mehreren Demonstrationen in der Silberhöhe gegen rassistische Vorfälle gegen Sinti und Roma, vor allem auch gegen Frauen und Kinder gerichtet. Zwischenmenschliche Problemfälle wurden einige Jahre später in der Schlosserstr. zu generalisierten antiziganistischen Attacken aufgebläht. In den Printmedien stellten wir uns als LV dem entschieden entgegen.
Stereotype Vorurteile, Klischees, seit Jahrhunderten im kollektiven Gedächtnis eingelagert, wurden dort sichtbar und sind auch heute nicht verschwunden.
In einem damaligen Werbeplakat titelte die NPD: „Statt Geld für Sinti und Roma, Geld für die Oma.“
Von Menschenverachtung, Herabwürdigung, das ganze Spektrum gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit wird hier deutlich. Heute übernimmt das die AFD. Verachtung, Diskriminierung erfuhren die Sinti und Roma, die seit dem 14.JH. in Deutschland beheimatet sind, von Anfang an. Sie wurden verfolgt, festgesetzt, drangsaliert. Am äußersten Rand, in Armut und Elend lebend, aber in Großfamilien zusammengefasst, die ihnen Geborgenheit und Schutz boten. Einige von ihnen, ab 19./ 20.Jh., erarbeiteten sich relativen Wohlstand, so wie in Osendorf, J. Weinlich, Pferdehändler und Fuhrwerksbesitzer. Sein von ihm gebautes Mausoleum, lange schon marode, ist in die guten Schlagzeilen geraten: viele Akteure der Stadt Halle, die Stadt selbst, die Gedenkstätte Roter Ochse, das Elisabeth-Gymnasium, der Runde Tisch mit der AWO u.a. haben geschafft, dass dieses einzigartige materielle Kulturgut saniert wird.
Diese Anfänge von Wohlstand wurden in der Zeit des dt. Faschismus in grausamer Weise zerstört .
Es begann mit den Nürnberger Rassegesetzen von 1935, in der die Sinti und Roma wie die Juden als artfremd bezeichnet wurden. 1938/39 folgte ein Runderlass zum Verbot des Reisens. Die Folge: sie wurden von ihrer Handelstätigkeit abgeschnitten.
Ab 1940 erfolgten die ersten Deportationen. 1943 blies man zur Lösung der sogen. Z-Frage.
In Halle erinnern am Neumarkt und vor der ehemaligen Frauenklinik Stolpersteine an unsere Sinti und Roma Mitbürger*innen.
70% der deutschen Sinti und Roma wurden von den deutschen Faschisten ermordet.
Unser, vor einigen Jahren verstorbenes Mitglied, Hugo Höllenreiner, beschreibt in seiner Autobiographie den grausamen KZ-Alltag in Auschwitz: wie er es mit ansehen musste, dass Kleinkinder vor den Augen der Mütter erschlagen wurden, auf flüchtende Kinder Handgranaten geworfen wurden und deren Arme und Beine durch die Luft flogen, wie sie Leichen in Gruben werfen mussten:
„Das war dann immer da, immer, das ging nicht weg…“

Die Überlebenden kamen nach der Befreiung 1945 wieder nach Hause. Wo sollten sie hin? Sie hatten keinen Nationalstaat. Sie waren Deutsche, aber von der Dominanzgesellschaft, die meisten Postnazis, weiterhin verachtet.
Wenn sie Geld auf der Bank gehabt hatten, hatten sie keines mehr. Ihr Name war gelöscht, das Konto
auch. Es stand ihnen niemand bei. Sie waren kalt enteignet. Andere hatten sich bereichert.
Der Völkermord an den Sinti und Roma wurde geleugnet. Es gab keinen Wiedergutmachung. Von alten Seilschaften in den Behörden und Amtsärzten wurden sie darum betrogen.
Flächendeckend gab es ungebrochene personelle Kontinuitäten in Verwaltung, Polizei, Justiz und Schulen. Ehemalige SS-Beamte aus dem Reichssicherheitshauptamt führten die Erfassung von Sinti und Roma im bayrischen LKA als „Landfahrerzentrale“ fort.
1953 legte die bayrische „Landfahrerverordnung“ fest, dass für die, „die in Horden umherziehen,“ ein Landfahrerbuch mit Fingerabdrücken mitzuführen ist. Dazu wurden Akten aus der NS-Zeit weiter benutzt, mit kleiner Schönheitsoperation: Hakenkreuzentfernung und Rausnehmen der Rassegutachten.
1956 urteilte der BGH: dass die Sinti und Roma von den dt. Faschisten nicht rassisch verfolgt wurden, sondern es eine reine kriminalistische Präventivmaßnahme war.
Dazu erläuterte das hohe Gericht, dem ehemalige NS-Richter vorstanden: Sie haben die Neigung zur Kriminalität, zum Diebstahl. Keinerlei sittliche Antriebe, aber einen großen Okkupationstrieb.
Erst 2016 entschuldigte sich die Präsidentin des BGH beim Volk der Sinti und Roma für diese skandalösen Zuschreibungen. Die Schreibtischtäter waren da nicht mehr am Leben.
Eine neue Generation der Sinti und Roma wuchs heran. Sie waren nach dem Krieg geboren. Sie wollten so entrechtet nicht mehr leben. Sie zweifelten daran, dass die BRD ein demokratischer Rechtsstaat war.
1980 führten sie einen 1-wöchigen Hungerstreik im ehemaligen KZ Dachau durch. Ihre Forderungen: Anerkennung des Völkermords an den Sinti und Roma und Beendigung der Sondererfassungen.
Sie besetzten LKA und forderten die Herausgabe der NS-Akten, um Beweise für die Wiedergutmachungen ans Licht zu ziehen.
1982 wurde der neugegründete ZR dt. Sinti und Roma vom damaligen Bundeskanzler Helmuth Schmidt empfangen: der Völkermord an den Sinti und Roma wurde nun endlich anerkannt.
In den 90ern/ 2000er Jahren gab es von EU-Seite Richtlinie zur Anerkennung der größten europäischen Minderheit, der Sinti und Roma, als nationale Minderheit sowie zu ihrer Förderung und Durchsetzung der Menschenrechte.
So wurde 1995 in der BRD das Volk der Sinti und Roma als nationale Minderheit anerkannt.
Teile der Sondererfassung der Sinti und Roma blieben bis 2005: bei Vernehmungen durch die Polizei musste eine Rubrik Sinti und Roma angekreuzt werden. Das war vor 20 Jahren. Da waren wir als ehemalige DDR schon seit 15 Jahren BRD. Bei aller Kritik an der DDR: Sondererfassungen gegen Sinti und Roma gab es nicht. Die Hälfte der Überlebenden, die hier wohnten, erhielten die OdF-Rente, mussten aber eine Arbeit vorweisen, da es in der DDR sowohl das Recht als auch die Pflicht zur Arbeit gab.
Die heutige Bürgerrechtsbewegung richtet sich vor allem auf die umfassende Teilhabe an Bildung, an Bildungsgerechtigkeit, Chancengleichheit am gesellschaftlichen Leben.
Immer noch werden zu viele Kinder aus Sinti und Roma-Familien in Förder-Sonderschulen abgeschoben. Immer noch ist der tiefste Grund in den schweren Traumata des entsetzlichen Erlebens der Jahre in den Vernichtungslagern und danach in der zweiten entwürdigenden Entrechtung zu suchen. Viele Elterngenerationen haben durch die NS-Jahre und danach Bildungsdefizite, die sich verfestigten. Kinder wachsen dadurch ohne nenneswerte Anregungen und Hilfe zur Bildung auf.
Hier, so fordern junge Wissenschaftler, Politiker und Fuktionäre aus der Sinti und Roma-Community, muss der Staat seiner Verantwortung, laut EU-Richtlinie zur zielgerichteten Förderung von Minderheiten gerecht werden. In einigen Bundesländern gibt es schon Schulmediatoren, die Kinder begleiten und sie zielgerichtet fördern. Schule darf nicht Angstraum für Kinder sein. Ihre Persönlichkeit muss ganzheitlich gefördert und gestärkt werden.
Das, so der Zentralrat, muss auch bei den Roma aus den Balkanstaaten greifen.
Seien wir solidarisch. Unterstützen wir diese humanen Forderungen. Fordern wir auch das Bleiberecht für die Roma aus sogenannten sicheren Staaten, wo sie in Elend leben.
Unterstützen wir auch den Kampf für das unbeschadete, ideelle Denkmal für die Sinti und Roma in Berlin, unter dem, nach Willen der Deutschen Bahn eine S-Bahn-Linie fahren soll.
Ausgerechnet die Deutsche Bahn, die mit der Deportation von Juden und Sinti und Roma Blutgeld verdient hat.
Setzen wir alles daran, dass wir den Antiziganismus in unserer Gesellschaft besiegen.
Wir tragen die historische Verantwortung dafür.

Den 8. Mai zum Feiertag erklären!

26. März 2025

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An: Landtag von Sachsen-Anhalt
Herrn Landtagspräsidenten Dr. Gunnar Schellenberger
Landtagsfraktionen von Sachsen-Anhalt
Betreff: Den 8. Mai zum Feiertag erklären

Sehr geehrter Herr Landtagspräsident Dr. Gunnar Schellenberger,
Sehr geehrte Mitglieder der Landtagsfraktionen von Sachsen-Anhalt!

Der Landesverband VVN-BdA Sachsen-Anhalt e. V. möchte das in den Medien verbreitete Ansinnen der Landtagsfraktion der Partei Die Linke, in Form eines Antrages an den Landtag von Sachsen-Anhalt, den 8. Mai als gesetzlichen Feiertag in das Feiertagsgesetz von Sachsen-Anhalt aufzunehmen, unterstützen.

Als älteste antifaschistische Organisation Deutschlands, deren Gründerinnen, die Überlebenden der KZ und Zuchthäuser, die Emigrantinnen, die in den besetzten Ländern als Partisaninnen gekämpft hatten und als Angehörige der alliierten Streitkräfte die Ehre eines anderen Deutschlands hochhielten, erfüllen wir das Vermächtnis der aus allen Schichten der Bevölkerung Deutschlands stammenden Widerstandskämpferinnen, indem wir heute unsere Stimme gegen Rechtsextremismus und Neofaschismus erheben.
Wir alle, die wir heute und hier leben, verdanken die Möglichkeiten eines Lebens in Frieden, Freiheit und Vielfalt den Siegern des 8. Mai, der Anti-Hitler-Koalition. In diesem Kontext, anlässlich des 80. Jahrestages der Befreiung vom deutschen Faschismus, ist es angemessen, den in vielen europäischen Ländern von Anfang an zum Feiertag erklärten Gedenktag – 8.Mai – auch hier, in Sachsen-Anhalt, zum gesetzlichen Feiertag zu erklären.
Damit wird seine historische Bedeutung als Fanal für vielfältige Möglichkeiten eines friedlichen Zusammenlebens der Völker, für Demokratieentwicklung, Freiheit und soziale Gerechtigkeit im historischen Bewusstsein vor allem von jungen Menschen verankert. Gleichzeitig ermuntern wir die junge Generation, indem sie der Opfer des Faschismus gedenken und sich am Beispiel des Mutes der unter Lebensgefahr handelnden Widerstandskämpferinnen einsetzen und engagieren für Demokratie, Weltoffenheit und Humanismus. Sehr geehrter Herr Landtagspräsident Dr. Gunnar Schellenberger, Sehr geehrte Mitglieder der Landtagsfraktionen des Landes Sachsen- Anhalt, wir bitten Sie, als gewählte Vertreterinnen der Bevölkerung von Sachsen-Anhalt, sich für die Aufnahme des 8. Mai, des Tages der Befreiung, in das Feiertagsgesetz von Sachsen- Anhalt auszusprechen.

Mit freundlichen Grüßen,
Gisela Döring
Vorsitzende
Landesverband der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten
Sachsen-Anhalt e. V.

Zum Artikel „Jenseits der Angst“ vom 3. März 2025

11. März 2025

Der Landesverband der VVN-BdA Sachsen-Anhalt e.V. schätzt die geschichtspolitische Arbeit des „Zeit-Geschichten-Vereins“, vor allem, aus unserer Perspektive, die Thematisierung der Zeit des deutschen Faschismus.

Um so befremdeter sind wir, dass in diesem Kontext, im Gespräch des Autors mit der Mitgründerin des o.g. Vereins, Heidi Bohley, darauf verwiesen wird, dass „die Entrechtung von Juden in den NS-Jahren und in der frühen DDR“ mit im Fokus der Vereinstätigkeit steht.

So, wie es ausgesagt wird, ist das eine geschichtsrevisionistische Wertung, die wir als VVN-BdA entschieden zurückweisen.

Mit dieser Aussage wird eine Parallelität zwischen einem monströsen Mörderstaat und der ehemaligen DDR hergestellt, der faschistische deutsche Terrorstaat verharmlost und die DDR, durchaus kritisch zu betrachten, dämonisiert.

Zum Artikel „Jenseits der Angst“ vom 3. März 2025 weiterlesen »

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