Demobericht & Redebeitrag zum 1. Mai in Halle

3. Mai 2024

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Foto: Kerstin Schöneich

Unter dem Motto „Solidarität statt rechter Hetze“ hatte die DGB-Jugend, die 8 Gewerkschaftsjugenden und Jusos, Linksjugend und grüne Jugend zur 1.-Mai- Demonstration aufgerufen. Ca. 400 Menschen demonstrierten durch Halle und riefen lautstark antifaschistische Parolen. Unsere Landesvorsitzende war eingeladen am Steintor einen Redebetrag zu halten. Besonders gefreut hat uns die klare Haltung gegenüber dem Rechtsextremismus, die die verschiedenen Jugendorganisationen in ihren Redebeiträgen deutlich gemacht haben, so sagte z.B. eine Kollegin der Verdi-Jugend: „Die AfD ist Feind aller Arbeitnehmer:innen“ Im Anschluss fand das Maifest des DGB auf dem Marktplatz unter dem Slogen Mehr Lohn, mehr Freizeit, mehr Sicherheit“ statt an dem wir uns mit einem Infostand beteiligt haben.

Redebeitrag

Foto: Kolja Quensel

Liebe Teilnehmer*innen,
der LV VVN-BdA Sachsen-Anhalt grüßt alle hier Versammelten der Jugenddemo des DGB anlässlich des 1.Mai, der als internationaler Kampftag der Lohnabhängigen weltweit begangen wird.
Die Gründungsmitglieder unseres Verbandes , Überlebende der deutschen faschistischen KZ und Zuchthäuser, stammten zumeist aus dem organisierten Arbeiterwiderstand. Sie waren Mitglieder in den Arbeiterparteien SPD und KPD und aktive Gewerkschafter*innen.
Im Kampf gegen die Willkür der Unternehmer, gegen Ausbeutung und Lohnabbau organisierten und unterstützten sie in der Weimarer Republik machtvolle Streiks. So kam es 1928 zu einem der größten Metallarbeiterstreiks in der Region Mitteldeutschland. Am 16.Januar streikten 19 000 Arbeiter*innen , davon in Halle 5500. Nach Aussperrungen von Seiten der Unternehmerseite wuchs die Zahl der Streikenden auf 50 000.
Der erbitterte Arbeitskampf dauerte trotz elender existentieller Not der Arbeiter*innen bis zum 23.Februar an. Hilfe kam von den Gewerkschaften selbst. Die Fraktionen der Arbeiterparteien, KPD und SPD setzten in der Stadtverordnetenversammlung finanzielle Hilfen für die Familien der Streikenden durch und die Internationale Arbeiterhilfe überwies 20 000 Mark an Spendengeld. Der mächtige englische Bergarbeiterverband telegrafierte: “Wir begrüßen bei uns den neuen Kampfgeist der deutschen Arbeiter. Euer Sieg ist unser Sieg…“
An diesen Aktionen war besonders der Stadtverordnete für die Fraktion der KPD und aktive Gewerkschafter, Kurt Wabbel beteiligt. Er war ein glühender Kämpfer gegen den aufkommenden Faschismus, doppelt gefährdet als homosexueller Mensch, sofort , im Februar 1933 verhaftet, im Außenlager des KZ Buchenwald, in Wernigerode , ermordet. Den Kampf der Metallarbeiter, den Kampf des Gewerkschafters Kurt Wabbel setzen die heutigen Gewerkschaften fort.

Vor 40 Jahren , 1984, demonstrierten junge Gewerkschafter*innen unter der Losung: „Mehr Zeit zum Leben, Lieben und Lachen“. Das könnte auch heute Eure Losung sein. Ihr als junge, gebildete Menschen, ob in Ausbildung oder als Studis fordert zu Recht ein selbstbestimmtes Leben mit freier Zeit für Familie und Freunde, für Hobbies und politisches Engagement. Wenn es darauf ankommt, auch für Streiks als Mittel des Ungleichgewichts zwischen Kapital und Arbeit. Als einziges Mittel bisher. Als Warnung selbstbestimmter Menschen.
Ihr zeigt nicht nur Haltung für soziale Gerechtigkeit, sondern auch gegen die Verschärfung des Asylrechts, gegen die Abschottung Europas mit dem imaginären Schild: Nur für Weiße. Wir sagen: Kein Mensch ist illegal. Der blaue Planet gehört allen. Damit auch die Klimagerechtigkeit und der Weg zur Friedenstüchtigkeit statt 30 jährigem Krieg.

Aber auch Haltung zeigen gegen Rechtsextremismus und Neofaschismus. Wir waren zusammen auf der großen Demo des Bündnisses gegen Rechts im Januar gegen die menschenverachtenden Pläne der in großen Teilen faschistischen Partei AFD. Wir waren hier 16 000. Lasst uns wieder so viele werden am 1. Juni zur DEMO!

Helft mit, dass am 9. Juni zur Kommunal- und EU-Wahl für Demokratie, soziale Gerechtigkeit und eine offene Gesellschaft abgestimmt wird.

Keine Rechtsextreme in die Parlamente! Wer AFD wählt, wählt Nazis, wer Nazis wählt, wählt Menschenverachtung!