Zum Artikel „Jenseits der Angst“ vom 3. März 2025

11. März 2025

Der Landesverband der VVN-BdA Sachsen-Anhalt e.V. schätzt die geschichtspolitische Arbeit des „Zeit-Geschichten-Vereins“, vor allem, aus unserer Perspektive, die Thematisierung der Zeit des deutschen Faschismus.

Um so befremdeter sind wir, dass in diesem Kontext, im Gespräch des Autors mit der Mitgründerin des o.g. Vereins, Heidi Bohley, darauf verwiesen wird, dass „die Entrechtung von Juden in den NS-Jahren und in der frühen DDR“ mit im Fokus der Vereinstätigkeit steht.

So, wie es ausgesagt wird, ist das eine geschichtsrevisionistische Wertung, die wir als VVN-BdA entschieden zurückweisen.

Mit dieser Aussage wird eine Parallelität zwischen einem monströsen Mörderstaat und der ehemaligen DDR hergestellt, der faschistische deutsche Terrorstaat verharmlost und die DDR, durchaus kritisch zu betrachten, dämonisiert.

Dazu kommt noch der banalisierende Begriff „Entrechtung“.

Der Entrechtung unserer jüdischen Mitbürger*innen folgten in der NS-Zeit Schlag auf Schlag: Vertreibung, Deportation in KZ, in Vernichtungslager und schließlich die Ermordung von insgesamt 6 Millionen Juden.

Die angesprochene Entrechtung von Juden in der ehemaligen DDR war keine Entrechtung im Sinne und Ausführung der Naziverbrecher, es wurde damals einseitig überhöht der Arbeiterwiderstand, darin eingebettet auch der vielfältige deutsch-jüdische Widerstandskampf geehrt, und die jüdischen Opfer insgesamt nicht angemessen gewürdigt.

Die quasi Gleichsetzung des Nazi-Staates mit der DDR im beschriebenen Fall bedeutet, den industriellen Massenmord an den jüdischen Menschen, den Juden Europas, zu relativieren.

Die monströsen Verbrechen unserer mörderischen faschistischen Vorfahren sind singulär in der Geschichte der Menschheit.

Wir als Nachkommen tragen keine Schuld, aber wir stehen in historischer Verantwortung, dass sich nie wieder von deutschem Boden aus die faschistische Krake erhebt.

Gisela Döring
Vorsitzende LV VVN-BdA Sachsen- Anhalt e.V.