rechte Buchmesse in Halle: Brief an OB Vogt

1. Juni 2025

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister Dr. Vogt,
mit Fassungslosigkeit und Empörung erfuhr unser Landesvorstand VVN-BdA Sachsen-Anhalt e.V. aus den Medien, dass am 8. und 9. November 2025 eine rechte Buchmesse in den Messehallen in Halle-Bruckdorf stattfinden und nach Angaben der Anmelderin, Susanne Dragen, Inhaberin des rechtsgerichteten Buchhauses Loschwitz/Dresden, sich am gleichen Ort verstetigen soll. Ziel dieses Vorhabens, unter dem verharmlosenden Slogan „Gebt freien Büchern eine Gasse“, ist, mittels der, zum größten Teil mit verfassungsfeindlichen Botschaften durchtränkten Bücher, antidemokratische Narrative zu verbreiten. Rechte und rechtsextreme Verlage sollen dabei durch die Strategie der Raumnahme eine politische Bühne sowohl für ein junges faschismusaffines Publikum als auch für konservativ-nationalistisch denkende Menschen bieten. Mehr noch: mit einem breit gefächerten Angebot von Heimat- und deutschtümelnder bis zu offener völkisch-rassistischer Literatur wollen die Veranstalterinnen bis in die Mitte der Gesellschaft eindringen. Darüber hinaus sollen angebotene Lesungen und Gespräche zu einer Grenzverschiebung des gesellschaftlichen Diskurses führen, d.h. hin zur Normalisierung rechten und rechtextremen Gedankengutes. Der Antrag der AFD-Fraktion im Landtag von Sachsen-Anhalt, einen neuen Werbeslogan für unser Bundesland mit dem Titel „#deutschdenken“ zu kreieren, deckt sich mit dem Kerngeschäft der geplanten Buchmesse: einen Schlussstrich ziehen unter unsere historische Verantwortung gegenüber der Zeit des deutschen Faschismus. Beider Ziel ist die Abschaffung unserer freiheitlich demokratischen Ordnung, unserer offenen Gesellschaft. Sehr geehrter Her Oberbürgermeister Dr. Vogt, durch Ihre Teilnahme an der Gedenkveranstaltung zu Ehren des 80. Jahrestages der Befreiung vom Faschismus haben Sie ein starkes antifaschistisches Signal für die Zivilgesellschaft gesetzt. Indem Sie auch den hohen Anteil der internationalen Widerstandskämpferinnen, darunter viele Deutsche, würdigten, stellten Sie sich hinter die Kernaussagen des Schwurs der ehemaligen Häftlinge des KZ Buchenwald, die sich dazu verpflichteten: „Den Faschismus mit der Wurzel ausrotten. Für eine neue Welt des Friedens und der Freiheit“ Wir bitten Sie, in diesem Sinne, um Ihre politische Einflussnahme auf die Betreiber der Halle Messe GmbH, um dieses rechte, in großen Teilen auch rechtsextreme Vorhaben, gestützt von einer als gesichert rechtsextrem eingestuften Partei, zu verhindern. Die Errichtung des Zukunftszentrums in unserer Stadt mit der Botschaft, demokratische, weltoffene Verhältnisse, hier und in der Welt in Menschlichkeit weiter zu bauen, schließt ein solches antidemokratisches Vorhaben aus.