Salzwedel: Zum 80. Jahrestag der Befreiung und des Sieges über das faschistische Deutschland

10. Mai 2025

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Wahrheiten und Widersprüche zum 8. Mai

Dieser Große Vaterländische Krieg warf lange Schatten: über 1.400 Tage und Nächte, auf Tausenden Kilometern durch ihr Land und andere Länder. Durch intensive Kämpfe, Niederlagen und Verluste. Große Schlachten wie Kursk, Stalingrad, Seelow, Berlin. Trauer und Triumph. Westwärts den Feind jagen, wieder nach Deutschland zurück, bis zum Sieg. Im Liedtext Katjuscha der Roten Armee heißt es: „Tod der Faschistenmacht! Es breche über sie der Zorn, wie finstre Flut, herein. Das soll der Krieg des Volkes, der Krieg der Menschheit sein.“ 27 Millionen Menschen der Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken (UdSSR) wurden durch Nazideutschland ermordet und ihr Land durch das Naziregime zerstört. Nicht gleich und nicht alle, aber mit der Zeit begriffen vor allem die DDR-Deutschen dieses Verbrechen und die geschichtlichen Konsequenzen, lernten die politische Verantwortung daraus.

Nie wieder Krieg – Nie wieder Faschismus.

Demzufolge gedachten am 8. Mai 2025 die Teilnehmer an der Kriegsgräberstätte des Perver Friedhof Salzwedel der 8 Toten russischer Herkunft und der 226 sowjetischen Kriegsgefangenen und Zwangsarbeiter*innen aus den beiden Weltkriegen.

Das Gedenken wurde von der Debatte über die Entsendung russischer Vertreter überlagert. Ein Erlass des Außenministeriums versuchte, dies zu unterbinden. Trotz dieser „Handreichung“ konnte der russische Botschafter weiterhin unbehelligt an die Opfer der Seelower Höhen erinnern und am Jahrestag des Treffens der Alliierten an der Elbe in Torgau teilnehmen. Die Leitungen der Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora verweigerten die Teilnahme russischer Vertreter. Auch der Leiter der Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten, zu der die Konzentrationslager Sachsenhausen und Ravensbrück gehören, machte einen Diener gegenüber der Regierung. Kein Erinnern an und kein Erinnern mit den Russen. Es ist interessant zu wissen, dass dort nach wissenschaftlichen Erkenntnissen 18.000 sowjetische Kriegsgefangene ermordet wurden und dass im April 1945 sowjetische und polnische Einheiten das Lager befreiten. Über den Toten von vor über 80 Jahren heutige Konflikte auszutragen, ist schändlich, schrieb dazu die Berliner Zeitung.

Geschichtsvergessenheit wiegt Gegenwartsvergessenheit nicht auf. Es wäre möglich, den russischen Angriffskrieg zu verurteilen und gleichzeitig die Verflechtungen und Interessen des Westens im Ukraine-Konflikt zu benennen. Dankbarkeit auszudrücken, dass maßgeblich die Rote Armee – die viele Gesichter hatte, nicht nur russische – es geschafft hat, was die Deutschen nicht konnten oder wollten: dieses Land vom Faschismus, von einem mörderischen Regime zu befreien. Im Hinblick auf den Zweiten Weltkrieg und die Zeit des Faschismus ist und bleibt Deutschland das Land der Täter, für die diese zwölf Jahre nicht zum Vogelschiss der Geschichte gehören. Der Blick zurück muss Ehrlichkeit ertragen. Richard von Weizsäcker sagte 1985: „Schauen wir am heutigen 8. Mai, so gut wir es können, der Wahrheit ins Auge.“ Da heulten in der (alten) BRD die Wölfe im demokratischen Schafspelz laut auf. Ein Großteil der gesellschaftlichen Elite begann, ihr Geschichtsbild zu verändern, was sich bis heute als schwierig erweist. Denn Gedenktage sind gemeinhin Reanimationen angemaßter heldenhafter Größe und siegreicher Kämpfe. Anders der Tag der Befreiung und der Tag des Sieges im Mai 1945 über Nazideutschland. Sie sind eindeutig und umdeutbar. Und das passt nicht ins gegenwärtige Politikgeschäft, wie täglich zu sehen ist. Laut Außenminister Johann Wadephul ist Russland stets unser Feind. Die historische Verantwortung für Deutschland, die aus den Naziverbrechen entstanden ist, wird nie abgegolten sein. Daraus eine moralische Überlegenheit abzuleiten, ist nicht viel weniger fatal, als die Verbrechen zu verharmlosen, vergessen zu machen, gegeneinander aufzuwiegen, da es letztlich ja immer um Macht und Einfluss geht. Es braucht also ein Maß – die ungeschönte, von politischem und persönlichem Pragmatismus freie Wahrnehmung der vergangenen Wirklichkeit!

Klaus-Peter Schuckies
Vorstand

Quellen

Fotoserie aus Facebook von die Linke SAW, Dokumentationen aus nd und jw, Zitate und die Verwendung von persönlichen Gedanken und Meinung