80. Tag der Erinnerung, Mahnung und Begegnung in Halle am 14. September 2025
19. September 2025
Begegnung, Erinnerung, Halle, Mahnung
Rede von Landesvorsitzender Gisela Döring
Liebe Anwesende,
Wir sind heute, im 80. Jahr der Befreiung vom deutschen Faschismus, im 80. Jahr des Tages der OdF, nach der Wiedervereinigung als „Tag der Erinnerung, Mahnung und Begegnung“ begangen, hier versammelt, um der Opfer, der Verfolgten, der Widerstandskämpfer*innen gegen den deutschen Faschismus zu gedenken. Begründet wurde dieser Gedenktag 4 Monate nach der Niederschlagung des Faschismus in Deutschland durch ehemalige politische Häftlinge der KZ und Zuchthäuser. Ein Sternenmarsch der 100 000 zog damals im zertrümmerten Berlin zur Werner-Seelenbinder-Halle in Neukölln, um dort der ermordeten Kamerad*innen zu gedenken. Mit der Bekräftigung des Schwurs der sich selbst befreiten Häftlinge des KZ Buchenwald, den Faschismus mit der Wurzel auszurotten…Nie wieder Faschismus . Nie wieder Krieg…war der bis heute gültige antifaschistische Grundkonsens geboren, wurde der Welt gezeigt, dass der befreite deutsche Widerstand gegen den Faschismus alle Kräfte daran setzt, diese Aufgabe zu erfüllen.
Die Überlebenden der KZ-Höllen schonten sich nicht. Sie gingen sofort an die Arbeit. Gemeinsam mit bürgerlich-humanistischen Menschen organisierten sie den mühsamen Wiederaufbau der Ruinenstädte.
Hier in Halle waren das solche Überlebende, wie Robert Siewert,8. Jahre Häftling in Buchenwald, als Kapo des Baukommandos Retter von Tausenden, vor allem polnischer und jüdischer Kinder und Jugendlicher.
Robert Siewert, ernannt zum stellv. Ministerpräsidenten des Landes Sachsen-Anhalt, leitete mit Engagement erste existentielle Maßnahmen zum Überleben der Menschen ein, parallel dazu zur Beseitigung der geistigen Trümmer. Mit seinem sprichwörtlichen Charisma gewann er die orientierungslose Jugend, richtete Neulehrer- und Volksrichterkurse ein. Er gewann sie vor allem durch unermüdliches Aufklären über das Wesen des Faschismus, seine Folgen und zeigte ihnen reale und visionäre Auswege. Bedingungslose Härte zeigte er bei der Entnazifizierung, der Verurteilung und Enteignung von Kriegsverbrechern.
Er und seine ehemaligen Kameraden aus den KZ und ZH verfolgten damals ungläubig, dass in den Westzonen, in der jungen BRD, der Schoß noch fruchtbar war, aus dem es kroch. Ehemalige Nazis, auch sehr belastete, kamen als Beamte der Polizei, der Justiz, wieder in Amt und Würden. Der Grundstein für den Rechtsruck, den Neofaschismus, wurde gelegt, schwappte dann 1990 in den Osten über, verminte sich dort mit totgeglaubter faschistischer Gesinnung .
In unserem Aktionsprogramm des bevorstehenden Bundeskongresses stellen wir uns der Aufgabe, das Vermächtnis unserer Gründungsmitglieder, der Überlebenden der KZ und ZH, den Neofaschismus, hier verkörpert in der selbsternannten AFD, auf dem Müllhaufen der Geschichte für immer zu beerdigen. Das ist steinig. Das ist mühsam. Das wird uns nur in breiten Bündnissen gelingen. Wir sind Gründungsmitglied des Bündnisses gegen Rechts. Bundesweit und auf Lokalebene sind wir einer der Träger der #Kampagne AFD-Verbot-jetzt, arbeiten eng mit der Kampagne „Widersetzen“ zusammen und sind Teil der bundesweiten Friedensbewegung.
Ziel der organisierten Arbeiterbewegung, deren Mitglieder vom faschistischen Terror ermordet, verfolgt, gemartert wurden, war immer eine friedliche, freiheitliche Welt. In diesem Vermächtnis stehend fordern wir von den Verantwortlichen der Politik, Verhandlungen statt Aufrüstung, wenden wir uns gegen Aufrüstung und Militarisierung . Wir fordern statt Kriegstüchtigkeit Friedensfähigkeit.
Am 9.September , im Rahmen des Tages der Erinnerung, Mahnung und Begegnung, im Rahmen unserer Erinnerungsarbeit,
zeigten wir den Film „ Nackt unter Wölfen“. In der sadistischen Hölle des KZ bei der Rettung der 900 Kinder, verdichtet in einem, erblüht das hohe Lied der Menschlichkeit, zeigt, dass es immer möglich ist, sich zu widersetzen, macht Heutigen in unserem antifaschistischen Kampf Mut. Anwesende Jugendliche bestätigten das.
Gedenken wir heute einer jungen Frau, Hildegard Trusch, geboren 1920, Hausangestellte. 1944, der faschistische Krieg war im letzten Stadium, der Terror immer grausamer, das beschlossene Heimtückegesetz sah schon bei abfälligen Worten über den Kriegsverlauf, bei Bagatellen , zur Gesunderhaltung des nazistischen Volkskörpers, die Todesstrafe vor, da geschah folgendes:
Hildegard kam nach einer Bombardierung in ein zerstörtes Haus, nahm ein Glas mit Haarnadeln, ein kleines Küchenmesser, eine Hose, ein Maniküretui mit. Sie wurde ergriffen, vom Sondergericht Magdeburg zum Tode verurteilt. Sie war schwanger. Aus „Zeitgründen“ wurde das nicht berücksichtigt.
Am 4.Februar 1944 wurde Hildegard , in sich ein Leben, im ROTEN OCHSEN hingerichtet.
Auch für sie steht gegenüber der Grabstätten das Relief „Passion“ des Bildhauers Herbert Volwahsen. Alle Figuren dem Tod geweiht, sich tröstend, allein. In der Mitte als Symbol der Hoffnung ein Widerstehender und Stützender.
Die Skulptur „Aufsteigender“ des gleichen Bildhauers soll auch nach hier zu Ehren der von den Faschisten Ermordeten umgesetzt werden. Wir sind dazu im Gespräch.
Unsere Erinnerungs-und Gedenkarbeit als LV VVN-BdA soll weiterhin dazu beitragen, dass Erinnern und Gedenken sich in antifaschistischem Handeln manifestieren kann. Das leben schon unsere jungen Mitglieder, das leben unsere Freunde des Tagebuchs der Gefühle.
Unser VVN- Mitglied, der bayrische deutsche Sinto Hugo Höllenreiner sagte: Nicht vergeben. Nicht vergessen.
Die Glut der Kämpfer des deutschen Widerstandes bewahren: Für eine neue Welt des Friedens und der Freiheit!
Rede von Nicole Anger, MdL die LINKE
Liebe Anwesende,
verehrte Gäste,
Heute stehen wir hier, um der Opfer des Faschismus zu gedenken.
Wir erinnern an die Frauen und Männer, die verfolgt, entrechtet, gefoltert und ermordet wurden. Wir erinnern an jene, die den Mut hatten, Widerstand zu leisten. Wir erinnern an die Menschen, die aufrecht standen, obwohl sie wussten: Sie riskierten alles – ihre Freiheit, ihre Zukunft, ihr Leben.
Ich möchte heute stellvertretend für die vielen Widerstandskämpfer:innen an einen Menschen erinnern, dessen Mut mir persönlich sehr früh begegnet ist: Hubert Materlik.
Meine erste Begegnung mit seinem Namen fand bereits mit meiner Einschulung an der Hubert-Materlik-Schule in Magdeburg statt. Gleich neben der Fritz-Rödel- und auch der Hermann-Danz-Schule.
Materlik war nachdenklich, sensibel und naturverbunden, fähig zu träumen. Und er war politisch engagiert und im Widerstand unerbittlich, wirkte er zuweilen distanziert, war er doch zugleich absolut verlässlich. So begegnet er uns in den Erinnerungen jener, die ihn kannten.
Sein konkretes Handeln war beeindruckend: Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 schloss er sich einer kommunistischen Widerstandsgruppe um Hermann Danz, Johann Schellheimer und Martin Schwantes an. Er unterstützte ausländische Zwangsarbeiter, verteilte Flugblätter, stellte sich aktiv dem Unrecht entgegen.
1939 wurde er erstmals verhaftet und blieb bis 1941 in Untersuchungshaft. Nach seiner Freilassung setzte er seine Widerstandstätigkeit fort.
Am 9. Juli 1944 wurde er erneut verhaftet und von der Gestapo gefoltert. Am 26. Juli 1944 fand man ihn erhängt in seiner Gefängniszelle. Ermordet oder in den Tod getrieben?
Sein Handeln ist ein starkes Zeugnis dafür, wie wichtig Mut und Standhaftigkeit sind – selbst unter den schwierigsten Bedingungen. Hubert Materlik zeigt uns: Engagement für Gerechtigkeit, für Menschlichkeit hinterlässt Spuren, die Jahrzehnte später nachhallen.
Dieser „Tag der Erinnerung, Begegnung und Mahnung“ ist ein Ruf. Ein Aufruf. Eine Verantwortung.
Erinnerung – Wir gedenken der Opfer. Wir bewahren ihre Geschichten. Wir tragen ihr Schicksal in uns. Es verpflichtet uns, wachsam zu sein. Verpflichtet uns, die Demokratie zu verteidigen.
Begegnung – Heute stehen wir zusammen. Nicht als Einzelne. Sondern als Gemeinschaft. Wir hören einander zu. Wir teilen Erinnerungen. Begegnung heißt hinzuschauen. Begegnung heißt handeln. Begegnung heißt: aktiv gestalten, wie wir miteinander leben.
Mahnung – sie richtet sich direkt an uns. Denn wir sehen heute wieder, wie Rechtsextremismus, Antisemitismus, Rassismus, Queerfeindlichkeit, Sexismus und andere Formen von Menschenverachtung in unserer Gesellschaft wieder deutlich hervortreten. In Hassparolen, in Gewalt auf der Straße, in der Verrohung der Sprache, in der Verachtung von Menschen.
Die Mahnung dieses Tages ist klar: Jede und jeder von uns muss Haltung zeigen, Schweigen ist keine Option. Wir müssen entschlossen handeln, damit sich alte Ideologien nicht in neuer Form ausbreiten.
Lassen Sie uns deshalb heute nicht nur zurückblicken, sondern auch handeln. Jede kleine Entscheidung, jedes Gespräch, jede Tat zählt. Unsere Verantwortung ist es, den Opfern von damals gerecht zu werden und zu verhindern, dass die Schatten dieser Zeit erneut auf uns fallen.
Erinnerung heißt, nicht nur die Vergangenheit zu betrachten, sondern Verantwortung für das Heute zu übernehmen.
Die aktuellen Entwicklungen sind mehr als alarmierend. Die rechtsextreme AfD propagiert eine Politik der Ausgrenzung, der Hetze und des Hasses. Sie schürt Ängste, spaltet die Gesellschaft und stellt die demokratischen Werte unseres Landes infrage. Ihr Einfluss wächst nicht nur in den Parlamenten, sondern auch auf der Straße – bei Demonstrationen, in sozialen Medien und in alltäglichen Begegnungen. Die Feinde der Demokratie nutzen die Mittel der Demokratie, um diese von innen heraus abzuschaffen.
Wir dürfen nicht tatenlos zusehen. Der Widerstand gegen diese Entwicklung ist notwendig – genauso wie damals. Und ich bin den vielen Menschen dankbar, die ihre Stimme erheben, auf Demonstrationen, in Diskussionen, im Alltag. Sie zeigen: Demokratie lebt vom Mitwirken, vom Widersprechen, vom Engagement gegen Hass und Hetze.
Und die vielen Stimmen gegen diese Entwicklungen zeigen uns: Der Widerstand lebt. Er ist vielfältig, kreativ und entschlossen. Der Kampf gegen Rechtsextremismus, Rassismus, Antisemitismus und jede Form von Menschenfeindlichkeit geht weiter.
Wir müssen uns solidarisieren und uns für eine Gesellschaft einsetzen, in der jeder Mensch in seiner Würde geachtet wird. Das ist das lebendige Zeugnis dafür, dass wir die Lehren aus der Geschichte nicht vergessen haben und bereit sind, uns für die Werte einzusetzen, die unsere Gesellschaft zusammenhalten.
Hubert Materliks Leben und Handeln und das der vielen anderen Widerstandskämpfer:innen sind ein starkes Zeugnis dafür, wie Mut und das Tragen von gesellschaftlicher Verantwortung Spuren hinterlassen.
Diese Spuren – sie sind sichtbar. In unseren Taten. In unserer Stimme. In unserem Einsatz.
Lassen Sie uns diese Spuren aufnehmen – nicht nur in Gedanken, sondern im Handeln. Schauen wir hin, wenn Hass laut wird. Erheben wir unsere Stimme, wenn Menschen ausgegrenzt werden.
Setzen wir uns ein, wenn unsere Demokratie bedroht wird.
Lassen Sie uns gemeinsam verhindern, dass sich die Schatten der Vergangenheit wieder über unsere Gesellschaft legen.
Ich danke Ihnen.
Nicole Anger
Mitglied des Landtages von Sachsen-Anhalt
Rede von Landesvorsitzender Gisela Döring zum Film „Nackt unter Wölfen“
Liebe Filmbesucher*innen.
Im 80. Jahr der Befreiung vom deutschen Faschismus und zum 80. Jahrestag des „ Tages der Erinnerung, Mahnung und Begegnung“ ( früher OdF-Tag), begründet von den Überlebenden der KZ, Zuchthäuser , der Emigranten und Partisanen, im September 1945, zeigen wir heute den Film „Nackt unter Wölfen“.
Dieser Tag damals war ein Sternmarsch von Tausenden zu Ehren der in den Höllen der SS Ermordeten und zur Bekräftigung des Schwurs von Buchenwald (19.April1945), unter ihnen Bruno Apitz.
8 Jahre Häftling im KZ Buchenwald , 8 Jahre Erniedrigung, 8 Jahre, so wie seine Kameraden der sadistischen Willkür der SS ausgesetzt, in ständiger Todesgefahr.
In den Tagen schon kurz nach der Befreiung fasste er den Plan, ein Buch vor allem für die Jugend zu schreiben, ein packendes, emotionales über das sich im KZ wie in einem Brennglas widerspiegelnde teuflische, entmenschte Wesen des Faschismus.
Es sollte aufklärerisch sein, es sollte den Leser den Atem stocken lassen, es sollte vor allem zeigen, dass es auch in einer höllischen Umgebung möglich ist, Widerstand zu leisten, Mensch zu sein.
Bruno Apitz wählte dazu die auf Tatsachen beruhende Geschichte von der Rettung eines Kindes, des jüngsten in Buchenwald.
Der Roman erschien, nach heftigen Auseinandersetzungen mit Kulturverantwortlichen der DDR, die dem Autodidakten Apitz ( Buchhändlerlehre, kurze Schauspielerausbildung etc.) die künstlerische Gestaltungskraft nicht zutrauten und , politisch gewichtiger, denen KZ-Romane, wie „Das siebte Kreuz“ , waren wohl erstmal genug erschienen.
Ehemalige Kameraden aus Buchenwald setzten sich für ihn ein.
Das Buch erschien 1958 im MdV. Es wurde sozusagen schnell ein Weltbestseller, in 30 Sprachen übersetzt. Schullektüre in der DDR. Dort das meistgelesene Buch in Millionenauflage.
1963 dann der DEFA-Film „Nackt unter Wölfen“. Regisseur der international bekannte Frank Beyer. Bruno Apitz maßgeblich am Drehbuch beteiligt, als Berater ständig am Set.
Wie der Roman trat auch der Film seinen Siegeszug um die Welt an. Trotz kaltem Krieg, obwohl die DDR von den nichtsozialistischen Ländern diplomatisch nicht anerkannt wurde – dann , wie ein kulturelles Erdbeben : die Oscar-Nominierung.
2012 gab es eine erweiterte Neuausgabe des Romans. Dazu waren alte Manuskripte und Nachlässe von Apitz ausgewertet worden. Das ist legitim, aber, m.M. nach suggeriert es, dass Apitz sich in Distanz zu regierenden Kreisen befand. Er war kritisch. Er war als Kommunist im KZ gewesen. Dort in der illegalen Parteiorganisation. Er kannte sich aus, aber er war und blieb Sozialist. Als solcher wurde er, während einer Lesung, eingeladen von linken Gruppen in Dortmund, von der Polizei von der Bühne herab, verhaftet, in Abschiebehaft genommen und abgeschoben.
2018 wurde der Roman neu verfilmt, neu interpretiert, wie der Regisseur Kolditz sagte. Grundlage waren neue Forschungsergebnisse.
Auch dieser Film ist gut gemacht. Ob er bzw. die genannte Neuinterpretation, den Beifall von Apitz finden würde, wage ich zu bezweifeln
Es gab vor ca. zwei Jahren eine Ausstellung in der VHS „ Leseland DDR“, kuratiert von der Bundesstiftung zur Aufarbeitung des SED-Unrechtes“, davon 2 Tafeln zur Selbstbefreiung des KZ Buchenwald, inkl. zu „ Nackt unter Wölfen“.
Die Selbstbefreiung, die Rolle des ILK , im Roman und Film breit dargestellt. werden dort ins Reich der Legende verwiesen, auch die Rettung des Kindes sei doch nicht so gewesen. Das alles, so ist zu lesen, diente einzig und allein der Legitimation der DDR.
Der damalige Direktor der GD Buchenwald, Volkhard Knigge, sprach in diesem Zusammenhang von dem besten Propagandacoup der DDR und, dass Apitz das mit seiner Darstellung befördert hätte.
Zum einen: der Roman und der Film sind keine Dokumentation, sie bedienen sich künstlerischer Freiheit. Gleichwohl beruhen sie auf Tatsachen.
In dem Kind verdichtet Apitz alle Kinder in Buchenwald. Es waren 900, die dank der illegalen Organisation, ihrem Mut, ihrer praktische Energie, ihrer Menschlichkeit in Todesgefahr überlebten ( Robert Siewert, Freund von Apitz, Kapo des Baukommandos, hatte der SS wegen des großen Bedarfs an Maurern eingeredet, Maurerschulen einzurichten…)
Apitz stellt den Grundkonflikt der illegal arbeitenden Organisation, eines dichtmaschigen Netzes von organisierten Kommunisten, auch SPD, Gewerkschaftern, später nach Ausbruch des II. WK, mit Masseneinlieferungen von Häftlingen aus ganz EU, sich internationalisierend, dar.
Der Grundkonflikt hier: Retten wir das Kind? Bleiben wir menschlich auch in diesem Fall? Obwohl dadurch reale Gefahr besteht, verraten zu werden, die Organisation aufs Spiel zu setzen?
Sie entscheiden sich für beides.
Einige opfern dafür ihr Leben.
Apitz stellt keine sozialistischen Helden dar. Es sind kleine psychologische Meisterstücke, die er skizziert. Menschen, die aus einer starken Haltung heraus handeln, sich bewusst für ihre Kameraden einsetzen. Es sind sogenannte Funktionshäftlinge der Häftlingsselbstverwaltung, die verächtlich genannten roten Kapos (nach 1990), Angehörige des ILK, die, begrenzt, Hilfen organisieren können, den Kameraden das Leben in der Hölle erleichtern, selbst aber als erste Ansprechperson für die SS in ständiger Todesgefahr schweben.
Er beschreibt Menschen , Häftlinge, die der Internationalen Militärorganisation ( IMO ) angehören: Ehemalige Offiziere der Roten Armee, der französischen , der Resistance, der polnischen…
Sie stehlen, verbergen Waffen , v.a. aus den Rüstungsbetrieben, unter Lebensgefahr, denn; 1000. von SS sind in den Kasernen. Plan ist: der bewaffnete Aufstand.
Flankiert von der heranrückenden US-Army, der Flucht des Gros der SS, wird am 11.April 1945 vom ILK, von der IMO, der Überraschungsangriff ausgelöst. Über 200 Gefangene sind in der Hand der nun ehemaligen Häftlinge.
Das Dokument der US -Army besagt: Die Leitung des Lagers befindet sich in der Hand eines gut organisierten Komitees, das alle Nationalitäten umfasst.
Selbstbefreiung, ein Mythos? Eine Legende?
Das von offiziellen Stellen zu verbreiten, ist den Kämpfern von Buchenwald gegenüber eine Schande.
In Frankreich wurden Angehörige der Buchenwalder IMO hoch dekoriert.
Diese Offiziellen sollten den Artikel aus dem Jahr 1975 des „Vorwärts“ , Zentralorgan der SPD, lesen:
S.215…, s. „Tote auf Urlaub“ von Emil Carlebach.
Und, da ich zitiere aus dem Buch des dt.-jüdischen , ehemaligen Häftling, Emil Carlebach, „ Tote auf Urlaub“, sein Appell an uns s. a.a.O.,S.221.
Gisela Döring
