Gedenken zum 78. Jahrestag des faschistischen Massakers in Gardelegen

19. April 2023

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von Kamerad Klaus-Peter Schuckies (Landesvorstandsmitglied)

Zum 78. Jahrestag des faschistischen Massakers vom 13. April 1945 in Gardelegen gab es am Dienstag, 11. April 2023, eine Gedenkveranstaltung am historischen Tatort. Zum diesjährigen thematischen Schwerpunkt der Gedenkstätte Feldscheune Isenschnibbe (GFI) „Erinnerungen weitergeben“, wenn es die Zeitzeugen-Generation nicht mehr gibt, sprach Franciska Henning (Bild Mitte), amtierende Präsidentin und Gründungsmitglied des Young Committee der Amicale Internationale KZ Neuengamme, die eindrucksvolle sehr persönlich gehaltene Gedenkrede.

Franciska Henning (Quelle: Elke Weisbach/Volksstimme Gardelegen)

Die Amicale Internationale KZ Neuengamme (AIN) ist ein internationaler Zusammenschluss der nationalen Verbände der Überlebenden des KZ Neuengamme sowie ihrer Familien und Freunde. Die Organisation wurde 1958 von Organisationen aus Belgien, Frankreich, und West-Deutschland gegründet. Schnell traten auch andere nationale Verbände der Organisation bei. Zu ihnen zählten die Verbände aus Dänemark, der Deutschen Demokratischen Republik, Jugoslawien, den Niederlanden, Österreich, Polen, der Sowjetunion, Tschechoslowakei und Ungarn.
In 2010 im Rahmen ihres Schülerpraktikums in der KZ-Gedenkstätte Neuengamme habe sie das erste Mal vom Massaker in der Feldscheune erfahren. Sie bekam nach einem Anruf aus Gardelegen die Aufgabe, 37 Häftlingsnummern mit Namen abzugleichen. Drei davon konnten damals von ihr je einem Opfer zugeordnet werden. Drei Opfern konnte damit ihre Identität wiedergegeben werden. Sie hatten wieder einen Namen. „Wenn nur eine Nummer übrigbliebt, dann ist das immer noch ein Sieg der Nazis“, so die 29-Jährige. Das dürfe nicht sein. Es gebe immer noch zu viele Nummern oder die Aufschrift Unbekannt – auch auf den Gräben der Gedenkstätte Feldscheune Isenschnibbe. Unter anderem das zu ändern, hat sich Franciska Henning zur Aufgabe gemacht. Sie, die Urenkelin des Sozialdemokraten Georg Kiera, der von den Nazis 1938 verhaftet, zu Zuchthaus verurteilt und 1942 gezwungen wurde, im „Bewährungsbataillon“ 999 der Wehrmacht, das als „Himmelfahrtskommando“ an besonders gefährlichen Frontabschnitten verheizt wurde, als Sanitäter zu arbeiten, ist seit 2021 im Archiv der Hamburger KZ-Gedenkstätte tätig. Unter anderem geht sie der Frage nach, wie die Gedenkarbeit künftig gestaltet werden soll. Die Zeitzeugen werden weniger, doch ihre Erinnerungen bleiben – in Schrift, Bild, Film und Ton. Diese zu bewahren und weiterzugeben, sei wichtig. Dabei sei der Weg der Weitergabe unterschiedlich. Durch die sozialen Medien könnte zwar große Reichweiten erzielt werden, aber mancher möchte nicht angesprochen werden. Doch sie sei davon überzeugt, dass es immer junge Menschen geben werde, die sich interessieren, die hinterfragen und auch so die Erinnerungen weitergeben würden. Ihr Vorschlag gehe dahin, dass „wir Alten uns mit denen zusammensetzen, die mit den Erinnerungen alt werden“, über Generationen hinweg. So könnten die Geschichten derjenigen bewahrt und weitergetragen werden, die nicht mehr erzählen könnten.

Quelle: Klaus-Peter Schuckies