PM: KITA „Anne Frank“ in Tangerhütte will sich des Namens entledigen

6. November 2023

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Mit Unverständnis und Empörung hat unser Landesverband der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten Sachsen-Anhalt e. V. erfahren, dass sich Erzieherinnen und Eltern in Gemeinsamkeit für eine Namensänderung der Tangerhütter KITA „Anne Frank“ , die seit den 70er Jahren diesen Namen trägt, entschieden haben.

Dazu läuft eine Unterschriftensammlung.

Die Begründung zur Umbenennung: die Geschichte des jüdischen Mädchens sei für kleine Kinder schwer zu fassen. Dazu komme, dass Menschen mit Migrationshintergrund keinen Zugang zu dieser Problematik hätten. Deshalb habe man sich für eine kindgerechte Bezeichnung „Weltentdecker“, ohne politischen Hintergrund, entschieden.

Diese Überlegungen schlagen jeder generationsübergreifenden Erinnerungspolitik ins Gesicht.

Im Land der faschistischen Mörder, die bis 1945 6 Millionen jüdische Menschen der Vernichtung preisgegeben haben, will sich eine staatliche Bildungseinrichtung in grober Geschichtsvergessenheit, sich dabei an die jetzt vermehrt auftretenden antisemitischen Einstellungen und Vorfälle annähernd, des Namens Anne Frank, Symbol für die ermordeten jüdischen Kinder und Jugendlichen, entledigen.

Sich dabei noch rassistischer Vorurteile, alle Muslime seien quasi judenfeindlich, setzt dem noch die Krone auf.

Dass sich die KITA um neue Erziehungs- und Bildungskonzepte bemüht, ist an sich lobenswert, auch, dass dabei die Kinder in Vielfalt die Welt entdecken können und sollen.

Dafür aber muss es keine Namensänderung geben. Mit Anne die Welt entdecken, sei die Losung!

Ihr, im Versteck vor der Gestapo, geschriebenes Tagebuch, legt davon Zeugnis ab.

Das Mädchen Anne, als vierjähriges Kindergartenkind, erkundete, an der Hand der aus Deutschland geflohenen Eltern, die neue, niederländische Welt: Amsterdam. So könnte der kindgemäße Einstieg für die Jüngsten sein.

Die Welt zu entdecken in Gänze, das Woher und Wohin, wie es im KITA-Bildungsauftrag heißt, ist an der Geschichte von Anne, die, wie die heutigen KITA Kinder, lachte, tanzte und sprang, einfühlsam nacherzählbar, aber, im Gegensatz zu den Märchen, geht hier die Geschichte nicht gut aus …, aber das gehört zur Weltentdeckung dazu.

Unser Landesverband fordert die Verantwortlichen in Tangerhütte auf, der geplanten Namensänderung nicht zuzustimmen. Das zeichnete sich gestern, lt. Medienberichten, ab. Allerdings nur, und das ist das Beschämende, durch Druck von außen, den Medien, dem Auschwitz-Komitee etc. Es wäre aber von den Verantwortlichen der Stadt Tangerhütte billig, die Schuld an der politisch brisanten Sache in Gänze der KITA zuzuschieben.

Wenn der Bürgermeister sagt, er sei kein Moralapostel bei den Diskussionen um die Namensänderung und, er stehe voll in historischer Verantwortung, dann fragen wir uns, wieso sähe er gleichgültig zu, wenn das jüdische Mädchen das zweite mal aus Deutschland vertrieben wird.

Gisela Döring

LV VVN-BdA Sachsen-Anhalt e. V.

Vorsitzende