Zum Gedenken an den 9. Oktober 2019

8. Oktober 2024

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Sehr geehrte, liebe Mitglieder der jüdischen Gemeinde zu Halle an der Saale,

Sehr geehrter Herr Vorsitzender der jüdischen Gemeinde zu Halle an der Saale, Max Privorozki,

an diesem 9. Oktober des Jahres 2024, dem nunmehr fünften Jahrestag des versuchten mörderischen Anschlags auf Ihre in der Synagoge versammelte Gemeinde durch einen Neofaschisten, bekräftigen wir als Landesverband der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten Sachsen-Anhalt unsere immerwährende Solidarität mit Ihnen allen.

Als Teil der demokratischen Zivilgesellschaft unserer Stadt und der Region freuen wir uns, Sie als unsere Mitbürgerinnen und Mitbürger bei uns zu haben und damit auch teilhaben zu dürfen an Ihrem lebendigen deutsch-jüdischen Kulturleben.

Wir stehen Ihnen gegenüber als ehemaliges Tätervolk in historischer Verantwortung, und wir lassen es nicht zu, dass Ihnen von Neofaschisten Leid zugefügt wird.

So wie Tausende von Widerstandskämpferinnen und Widerstandskämpfern, darunter viele deutsch-jüdische Menschen, gegen den deutschen Faschismus gekämpft haben, so tragen wir als VVN-BdA dieses Vermächtnis unserer Gründungsmitglieder in breiten demokratischen Bündnissen weiter.

Das beinhaltet auch unsere entschiedene Haltung zum Existenzrecht des Staates Israel. Wir trauern weiterhin um die Opfer des Massaker der Terrororganisation Hamas, der am 7. Oktober 2023 Getöteten und fordern die Freilassung der Geiseln.

Liebe Mitglieder der jüdischen Gemeinde,

seien Sie nochmals unserer herzlichen und solidarischen Verbundenheit versichert.

Wir wünschen Ihnen mit uns, mit der demokratischen Zivilgesellschaft, ein gutes, ein schönes Leben, in unserer Stadt und der Region.

Gisela Döring
Landesverband VVN-BdA Sachsen-Anhalt
Vorsitzende

Brief an Ministerpräsident Dr. Reiner Haseloff und Landtagespräsident Dr. Gunnar Schellenberger: „Der Stollen von Langenstein-Zwieberge ist Gedenkort“

30. September 2024

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Sehr geehrter Herr Ministerpräsident Dr. Reiner Haseloff!
Sehr geehrter Herr Landtagspräsident Dr. Gunnar Schellenberger!

Der Landesverband der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes-Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten Sachsen-Anhalt e. V. , gegründet von den Überlebenden der deutschen faschistischen Konzentrationslager und Zuchthäuser, setzt sich seit vielen Jahren für die würdige Gestaltung der Stollenanlage des ehemaligen Außenlagers des KZ Buchenwald-Dora als einem Ort des Leidens und Sterbens von Tausenden Häftlingen und Zwangsarbeitern aus 16 europäischen Ländern ein.
In diesem Sinne richteten wir mehrere Schreiben an Regierung und Staatskanzlei von Sachsen-Anhalt. Wir unterstützten dabei besonders berechtigte Forderungen und Bitten von Nachkommen der Ermordeten und Überlebenden des ehemaligen KZ Langenstein-Zwieberge nach angemessener , würdiger und nachhaltiger Ausgestaltung des Stollensystems, das zwischen April 1944 und April 1945 als mörderischer Arbeits- und Leidensort fungierte.
Der 1994 erfolgte Verkauf der Stollenanlage von staatlichen Stellen der BRD an private Investoren ist uns als antifaschistischer Verband bis heute unerklärlich, hatte sich doch schon 1993 das EU-Parlament in einer Entschließung für den internationalen Schutz der ehemaligen Orte der Nazi-KZ ausgesprochen.
Der Verkauf führte dazu, dass bei immer wechselnden privaten Eigentümern des Stollens, Gedenkstätte, Förderverein, Nachkommen, Gedenkstättenstiftung etc. zu Bittstellern um die Nutzung der ihnen von den Besitzern eingeräumten 120m Eingangsfläche in den Stollen degradiert wurden.

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Solidarität mit der jüdischen Gemeinde zu Halle (Saale)

25. September 2024

Als Landesverband der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten, in dessen Reihen sich Überlebende des Holocaust und deren Nachkommen befinden, verurteilen wir voll Empörung und Entsetzen die menschenverachtenden, niederträchtigen antisemitischen Stimmen bis zu Morddrohungen aus dem Internet, Plattform Google, gegen die jüdische Gemeinde in Halle.

Vor 5 Jahren, am 9. Oktober 2024, hielt die Welt den Atem an. Im ehemaligen Täterland Deutschland, das 6 Millionen jüdische Menschen grausam ermordete, versuchte ein Neofaschist, die jüdische Gemeinde auszulöschen. Es gelang nicht. Ein antisemitischer Nutzer kann heute unbehelligt auf der weltweit agierenden Plattform Google zitieren: „Sie öffneten die Tür nicht …“

Nein, die Tür war stark.

Sie ist stark.

So stark wie die antifaschistische, humanistisch gesinnte Zivilgesellschaft.

Liebe, sehr geehrte Mitglieder der jüdischen Gemeinde, als Landesverband der VVN-BdA Sachsen-Anhalt stehen wir fest und unverbrüchlich an Ihrer Seite.

Wir fordern die verantwortlichen staatlichen Stellen auf, politischen und juristischen Einfluss auf die Plattform Google zu nehmen. Es ist nicht hinnehmbar, dass dort Hassbotschaften verbreitet werden.

Nochmals, wir versichern der jüdischen Gemeinde zu Halle (Saale) unserer herzlichen Solidarität.

Gemeinsam mit dem Bündnis Halle gegen Rechts – Bündnis für Zivilcourage, der Koalition gegen Antisemitismus und der demokratischen Zivilgesellschaft wollen wir alles dafür tun, dass Sie so bei uns, unter uns, mit uns, als unsere lieben Mitbürger*innen, so leben, wie es der deutsch-jüdische Schriftsteller Stefan Heym, 1936, als Emigrant in den USA, schrieb:

[…] Neue Liebe unter neuen
Menschen, die mit frohem Grüssen
sich des neuen Daseins freuen –
Neuer Geist, der uns beschwört!
Eine Welt zu unsern Füssen,
eine Welt, die uns gehört!

„Wenn die unerhörten Klänge“ – Stefan Heym

Gisela Döring
LV VVN-BdA Sachsen-Anhalt
Vorsitzende

Die Mitteldeutsche Zeitung hat darüber berichtet: https://www.mz.de/lokal/halle-saale/antifaschisten-verurteilen-hass-rezensionen-auf-google-seite-der-synagoge-von-halle-3922672

Statement zum Aufstellen der Skulptur „Widerstehen“

17. September 2024

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Als inhaltliche Einheit zur Eröffnung der von Historikern der Gedenkstätte „Roter Ochse“ erarbeiteten, bedeutenden Ausstellung „ Reichskriegsgericht 1936 – 1945“ wurde in deren Innenhof die monumentale Skulptur „Widerstehen“ des bekannten halleschen Bildhauers, Prof. Bernd Göbel, aufgestellt.

Angehörige, Nachkommen der von den deutschen Faschisten Ermordeten aus europäischen Ländern haben dort mit stolzer Genugtuung dieses eindrucksvolle Denkmal als Würdigung des Widerstandes gegen das faschistische Terrorsystem entgegengenommen.

Dem könnten wir als Landesverband der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes-Bund der Antifaschist*innen zustimmen, aber wir haben uns schon als Mitglied des Beirates 1933-1945 der Gedenkstättenstiftung Sachsen-Anhalt in der Abstimmungsphase über das Aufstellen der Skulptur dagegen ausgesprochen.

Warum? Die Gedenkstätte „Roter Ochse“ erinnert auf zwei getrennten Ebenen , auf der ersten an die Opfer und Widerstandskämpfer*innen im Faschismus, auf der zweiten an die politisch Verfolgten von SBZ/DDR.

Konsens in der erinnerungspolitischen Arbeit der Gedenkstättenstiftungen der BRD ist, dass die Singularität der faschistischen Verbrechen nicht relativiert, die Menschenrechtsverletzungen in der SBZ/DDR nicht bagatellisiert werden. So, z.B., wird das, strikt getrennt, im ehemaligen KZ Buchenwald gehandhabt.

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Zum Tag der Erinnerung, Mahnung und Begegnung 2024 in Gardelegen

10. September 2024

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Seit 1945 ist der Tag der Opfer des Faschismus (OdF), auch Tag der Erinnerung, Mahnung und Begegnung genannt, ein Tag, der dazu auffordert, sich mit Verfolgung und Widerstand in der Nazi-Zeit und zugleich mit Antisemitismus, Fremdenfeindlichkeit und Rechtsextremismus in der Gegenwart auseinanderzusetzen. Der zweite Sonntag im September wurde als Gedenktag von Überlebenden von Konzentrationslagern und Zuchthäusern sowie von Widerstandskämpferinnen und Widerstandskämpfern ins Leben gerufen und hat bis ins Heute nicht an Aktualität verloren.

Aus diesem Anlass wurde die KZ-Gräberstätte auf dem Friedhof der Gardelegener Einheitsgemeinde Wannefeld, auf Initiative und in gemeinsamer Verantwortung von Stadtverwaltung und dem Förderverein Gedenkstätte Isenschnibbe, am Samstag, 7. September 2024 restauriert der Öffentlichkeit übergeben. Die Grabplatten haben alle ein besonderes Merkmal und damit auch einen Wiedererkennungswert für die Todesmärsche in der Region im Frühjahr 1945: ein rotes Dreieck. Die Einzelgräber und Grabzeichen wurden gereinigt, erneuert, mit eine Graniteinfassung versehen, mit pflegeleichten Steinen aufgefüllt sowie mit etwas Grün bepflanzt. Damit hat die KZ-Gräberstätte, durch die 100-prozentige Landesförderung mit 17.900 EUR, wieder ein würdiges Gesamtbild erhalten. Die sich seit vielen Jahrzehnten in privater Obhut Pflege befindet und vor einem Jahr von der 14-jährigen Anneli Brune aus Wannefeld übernommen worden ist. Zwei der zehn Betonplatten mit dem markanten roten Dreieck haben die Häftlingsnummer beziehungsweise die Aufschrift Unbekannt. Die Inschrift des zentralen Gedenksteines „Den Toten zum Gedenken, den Lebenden zur Mahnung, April 1945“. Der Schotter auf den Einzelgräbern soll an die Gleise der Bahnhöfe in Mieste und Letzlingen erinnern, wo die ca. 4.000 KZ-Häftlinge, unmittelbar vor Ende des Zweiten Weltkrieges ankamen. Zur Beschreibung dieses Mahnmal ist eine bronzene Tafel entstanden, die die historischen Quellen und Hintergründe zu den Geschehnissen benennt. In 12 Ortsteilen der Einheitsgemeinde Gardelegen gibt es Ehrenfriedhöfe für die Opfer der Todesmärsche im April 1945. Neun davon sind bereits saniert worden.

Alle Häftlinge stammten aus den Außenlagern Wieda, Osterhagen, Nüxei und Mackenrode des KZ Dora-Mittelbau. Sie kamen aus Belgien, Deutschland, Frankreich, den Niederlanden, Polen und der Sowjetunion. Sie mussten im Rahmen der SS-Baubrigade III Gleis-, Rodungs- und Erdarbeiten verrichten. Am 6. April 1945 wurden die Häftlinge zu Fuß ins Außen- und Sammellager Wieda getrieben. Von dort aus erfolgte am 7. April 1945 der Fußmarsch über den Harz. Anschließend wurden sie in offenen Güterwaggons, bei Kälte und anhaltenden Regenfälle, nach Norden transportiert, mit Ziel Sachsenhausen. Der Räumungszug kam gegen 17:30 Uhr am 11. April 1945 in der Ortschaft Letzlingen, gut zwölf Kilometer südöstlich von Gardelegen zum Stehen und wurde dort von alliierten Tieffliegern beschossen. Es herrschte Chaos, es gab Fluchten und Erschießungen. Etlichen Häftlingen gelang es zu fliehen. Die meisten Entflohenen wurden wieder eingefangen. In mehreren Marschkolonnen wurden die entkräfteten, ausgemergelten und hungrigen Männer dann in verschiedenen Richtungen nach Gardelegen abgeführt. Die den Todesmarsch in der damaligen Kreisstadt Gardelegen überlebten kamen dann, nachweislich sind 1.016 Menschen, in der Nacht des 13./14. April 1945 durch das Massaker in der Feldscheune Isenschnibbe bestialisch ums Leben.

Auf der Gedenkfeier informierte Torsten Haarseim vom Förderverein, dass es durch aufwendige und jahrelange Recherchen gelungen ist über die Häftlingsnummer 112 649 dem Toten wieder seine Identität und Würde zurückzugeben. Bei der Person haltet es sich um den 44-jährigen polnischen Staatsbürger Eligiusz Gulinki, ab 1938 Rechtsanwalt in Warschau.

In Würdigung der Todesopfer rezitierten Mitglieder der AG Stolpersteine des Geschwister-Scholl-Gymnasium den Songtext „Löwenherz“ von Julia Engelmann und das Dachau-Lied von Jura Soyfer, musikalisch umrahmt vom Männergesangverein Letzlingen.

Klaus-Peter Schuckies

Tag der Erinnerung, Mahnung und Begegnung in Halle

9. September 2024

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Am 8. September sind wir als Landesverband den Tag der Erinnerung, Mahnung un Begegnung auf dem Gertrauden Friedhof in Halle begangen. Nach einer Begrüßung durch unsere Landesvorsitzende Gisela Döring hielt Andreas Dose (DGB Halle, Tagebuch der Gefühle) die Gedenkrede und die Schüler*innen vom „Tagebuch der Gefühle“ könnten einen Einblick in ihr Projekt geben. Mit einer Schweigeminute gedachten wir den 679 im „Roten Ochsen“ durch die Nationalsozialisten ermordeten.

Begrüßungsrede von Landesvorsitzender Gisela Döring

Liebe Teilnehmerinnen, liebe Teilnehmer an unserem „Tag der Erinnerung, Mahnung und Begegnung“,
vor einem Jahr hier am Mahnmal für die Opfer des Faschismus versammelt, hofften wir, dass der unsägliche Krieg, den Russland als Aggressor gegen die Ukraine begonnen hat, durch Verhandlungen zu beenden sei, damit in Folge die Kriege alle auf dieser Welt. Vier Wochen später hielt die Welt den Atem an: die Terrororganisation Hamas verübte ein brutales Massaker an 1400 Menschen Israels, nahm 240 Geiseln. Nach Solidaritätsbekundungen , auch von uns, gedenken wir hier und heute dieser unschuldigen, wehrlosen Menschen, insbesondere auch der Überlebenden des Holocaust und ihrer Nachkommen. Wir verurteilen den um sich greifenden Antisemitismus. Wir, als Nachkommen der deutschen Faschisten, stehen in historischer Verantwortung ein für das Existenzrecht Israels. Gleichzeitig verurteilen wir die unverhältnismäßige militärische Gewalt der fundamentalistisch- rechtsreligiösen Regierung , die Gaza in ein Trümmerfeld verwandelt. Unser Standpunkt, den wir mit vielen linken Israelis und Palästinensern teilen, den unsere Ehrenvorsitzende, die Auschwitz-Überlebende und Sängerin, Esther Bejarano, vertrat, ist die überfällige 2-Staatenlösung.

In diesem Zusammenhang verbot der Berliner Senat auf Pro-Palästina-Demos gezeigte Fahnen mit rotem Dreieck/Winkel. Der rote Winkel wurde nach der Befreiung vom Faschismus zum Symbol der antifaschistischen Widerstandsbewegung, fand und findet sich auf zahlreichen Gedenksteinen der ersten Stunde. Er ist das bestimmende Logo-Teil unserer VVN-Fahne. Die politischen Häftlinge der KZ wurden mit dem roten Winkel markiert. Es ist schon vorgekommen, dass die Polizei in Berlin-vorerst- unsere Fahnen konfiszieren wollte. Die Berliner VVN-BdA, der Bundesvorstand, wir auch, haben uns deutlich dagegen ausgesprochen: Der rote Winkel bleibt!

Am Weltfriedenstag haben wir unsere Fahne mit dem roten Winkel gezeigt. Wir haben dort, gemeinsam mit der DFG-VK, der Partei DIE LINKE, den Omas gegen Rechts, ein deutliches Zeichen für Frieden, gegen kriegerische Lösungen, gesetzt. In Gesprächen kam immer wieder zum Ausdruck, dass die Menschen nichts von Kriegstüchtigkeit halten, dafür um so mehr von Friedensfähigkeit.

Irritierend dabei und laut Wahlergebnissen, dass ein Teil der AFD-Erfolge auf deren vermeintlichen Nimbus als Friedenspartei zurückgeht, müssen wir und die demokratischen Parteien stärker aufklärend wirken, der AFD die demagogische Friedensmaske vom Gesicht reißen. Wer Menschen deportieren will, kann kein Friedensfreund sein!

Die Widerstandskämpfer haben schon vor 1933 gegen die drohende Gefahr des Faschismus gekämpft. Die Losung der KPD: „Wer Hindenburg wählt, wählt Hitler. Wer Hitler wählt, wählt Krieg“ hat sich in den Vernichtungsorgien der deutschen Faschisten in fürchterlicher Weise erfüllt.

Die AFD will mit dem Krieg nach innen beginnen. Wir müssen diesen Menschenfeinden in breiten Bündnissen das Handwerk legen. Wir sind Mitglied der bundesweiten Kampagne: AFD-Verbot jetzt.

Diesen Kampf gegen Neofaschismus sind wir unseren Gründungsmitgliedern, den Überlebenden der KZ schuldig. Sie haben, wie Dr. Elfriede Paul, Ärztin und Mitglied der Schulze-Boysen-Harnack-Gruppe, deren Todesurteil aus Mangel an Beweisen zu hoher Zuchthausstrafe umgewandelt wurde, nach 1945, ohne sich zu schonen, am Aufbau des in Trümmern liegenden Landes entscheidend mitgewirkt. Elfriede, als KPD-Mitglied, wurde Ministerin in Hannover. Angefeindet von konservativ-rechten, aus ihren Schlupflöchern kriechenden alten Nazis, wurde sie aus dem Amt gedrängt. Sie und andere überlebende Mitglieder der „Roten Kapelle“ schafften es nicht, die erstarkende Neonaziszene zu durchbrechen. Der Blutrichter, Dr. Manfred Roeder, der über 100 Todesurteile über die „Rote Kapelle“ verhängte, konnte so unbehelligt die Mitglieder dieser großen Widerstandsorganisation als Landesverräter beschimpfen und denunzieren. In der BRD wurden sie kriminalisiert. Elfriede Paul, die in der DDR, in Magdeburg, an der Medizinischen Akademie einen Lehrstuhl für Sozialhygiene innehatte, wurde dort für ihre Widerstandsarbeit hoch geehrt.

Über sie und andere Überlebende der KZ und Zuchthäuser findet man heute harte Worte: sie hätten einem Unrechtstaat gedient und sich damit selbst ins Unrecht gesetzt. Wir als VVN-BdA ehren in ihnen ihren unter Einsatz ihres Lebens geleisteten Widerstand gegen das faschistische Terrorsystem, ehren in ihnen die Aktivisten der ersten Stunde, die erfolgreich mithalfen bei der Beseitigung materieller und geistiger Trümmer. Dafür ist ihnen zu danken. Der Dichter Bertolt Brecht sagt dazu in dem großen Gedicht: „An die Nachgeborenen“:

„Ihr aber, wenn es soweit sein wird
Dass der Mensch dem Menschen ein Helfer ist
Gedenkt unserer
Mit Nachsicht.“

Im Gedenken an sie , an Elfriede Paul, an Robert Siewert, an Martha Brautzsch…

wollen und müssen wir ihr Vermächtnis: „Den Faschismus mit der Wurzel ausrotten Für eine neue Welt des Friedens und der Freiheit“ weitertragen, mit Friedensbündnissen gemeinsam, mit den Bündnissen gegen Rechts, mit jungen Menschen vor allem …, mit uns hier, die wir heute und hier versammelt sind.

Gisela Döring

Grußwort CSD Zeitz

3. September 2024

Wir hatten zur Teilnahme und Solidarit mit dem ersten CSD in Zeitz aufgerufen und freuen uns sehr, dass unser Grußwort dort verlesen und mit großer Freude aufgenommen wurde.

Grußwort

Die Teilnehmer der Konferenz des Landesverbandes der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes-Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten Sachsen-Anhalt übermitteln euch die herzlichsten, solidarischen Grüße und beglückwünschen euch alle zum ersten Christoher-Street-Day in Zeitz.

Wir sind stolz auf euch, dass ihr heute den öffentlichen Raum besetzt, um sichtbar ein Zeichen gegen noch immer bestehende Diskriminierungen eurer queeren Community zu setzen, zu protestieren.

Gleichzeitig erhebt ihr eure Stimme gegen eine von Faschisten geführte Partei, deren Ziel es ist, Migranten, politisch Andersdenkende und queere Menschen zu deportieren.

Das lassen wir nicht zu!

Im Sinne des Schwurs von Buchenwald, unserem Vermächtnis der von den deutschen Faschisten ermordeten und Überlebenden, darunter auch viele queere Menschen, ist es auch unser Ziel: „Den Faschismus mit der Wurzel auzurotten.“

     Als älteste antifaschistische Organisation Deutschlands stehen wir solidarisch an eurer Seite!

Wir wünschen euch heute einen wunderschönen, bunten, lebenfrohen Tag!

          Kein Fußbreit den Faschisten!

Mit antifaschistischen und solidarischen Grüßen,

i. A. des Landesverbandes VVN-BdA  ,

Gisela Döring

Vorsitzende

Weltfriedenstag In Halle

2. September 2024

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Gemeinsam mit der DFG-VK Sachsen-Anhalt, DIE LINKE Halle , der Linksjugend Solid Halle und den Omas gegen Rechts Halle haben wir am Weltfriedenstag ein Zeichen für Abrüstung, gegen Militarisierung und für eine menschliche Gesellschaft gesetzt.

Dazu gab es bei den Omas gegen Rechts z.B. ein Friedensquiz mit Fakten zu Krieg und Gewalt aber eben auch zu beeindruckenden Aktionen für eine friedliche Gesellschaft. Teil der Aktion war es auch, Origami-Kraniche zu basteln, die im nächsten Jahr zum Gedenken an den 80sten Jahrestag der Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki verwendet werden sollen.
Wir haben an unserem Stand auf den Zusammen zwischen Antimilitarismus und Antifaschismus hingewiesen, denn die extreme Rechte setzt auf militärische Gewalt, auf Militarismus und Aufrüstung. Die Menge an ehemaligen Offizieren, die sich für die AfD aussprechen oder für sie kandidieren, spricht eine deutliche Sprache – ebenso wie ihre menschenverachtende und geschichtsrevisionistische Verteidigung und Verehrung deutscher „Militärtradition“.
Wir danken alle, die vorbeigekommen sind und mitgemacht haben!

Grußwort Landesparteitag DIE LINKE

9. August 2024

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Auf dem Landesparteitag von DIE LINKE Sachen-Anhalt hat unsere Landesvorsitzende Gisela Döring ein Grußwort gehalten. Wir haben den den Genoss:innen einen erfolgreichen Parteitag, gute Diskussionon und Mut zu neuen Wegen gewünscht. Darüber hinaus gratulieren wir allen Gewählten und freuen uns auf die kommende Zusammenarbeit.
Als VVN-BdA sind wir überparteilich und arbeiten mit demokratischen Kräften zusammen, die sich klar gegen die völkische AfD stellen. Der Wunsch nach Zusanmenarbeit für eine antifaschistische und sozial gerechte Gesellschaft kam bei den zahlreichen Grußworten etwa von ver.di und GEW und bei den Reden der Linken-Genoss:innen klar heraus.
Gemeinsam mit allen Antifaschist*innen gegen die AfD und die extreme Rechte. Für den Aufbau einer Welt des Friedens und der Freiheit!

Grußwort

Die älteste antifaschistische Organisation Deutschlands, deren Landesverband VVN-BdA Sachsen-Anhalt, übermittelt euch, liebe Delegierte, liebe Mitglieder der Partei DIE LINKE, die herzlichsten und solidarischen Grüße zu eurem Landesparteitag sowie viel Erfolg in eurem kreativen Ringen um die Beschlüsse zur Weiterführung eurer politischen Arbeit.

Wir stehen als langjähriger Bündnispartner im Kampf gegen Neofaschismus, gegen die klar von faschistischen Kräften dominierte blaue Partei und für eine lebendige antifaschistische Arbeit fest an eurer Seite. Als Landtagsfraktion habt ihr wesentlich daran mitgewirkt, dass Antifaschismus zu einer gesetzten Prämisse im Land Sachsen-Anhalt geworden ist. Dafür ist euch zu danken!

Auch dafür, dass ihr mehrmals den Antrag gestellt habt, den 8. Mai, den Tag der Befreiung vom deutschen Faschismus, den wir in Halle in jedem Jahr mit euch gestalten, zum Feiertag zu erklären. Wir, ihr, bleibt an diesem für die Konservativen ungeliebten Kind dran.

Mit Ausnahme der Partei DIE LINKE, so stellte unser Bundeskongress (1./2.6. ) fest, haben sich alle Parteien Forderungen der AFD zu eigen gemacht, insbesondere in der Migrationspolitik und der schandbaren Verschärfung des Asylrechtes. Kein Mensch ist illegal. „Jedes Volk, jeder Einzelne hat das Recht auf die Güter dieser Erde!“, so unsere Maxime. So euer Auftreten im Parlament.

Die Wahlergebnisse in Thüringen und Sachsen haben gezeigt, dass immerhin 70% dort die Demokratie bevorzugen. Daran können und müssen wir anknüpfen. Und anknüpfen daran, dass die meisten Menschen Frieden wollen. Wir müssen in dieser Frage der AFD die demagogische Friedensmaske vom Gesicht reißen: sie stimmen der Militarisierung, der Aufrüstung zu, in ihren Reihen tummeln sich x hohe Militärs. Wer Menschen deportieren will, kann kein Friedensfreund sein!

Ihr seid die einzige Partei, so stellte unser Kongress weiterhin fest, die verlässlich und laut ihre Stimme im Bundstag erhebt und, in der Tradition von Karl Liebknecht, deutlich NEIN sagt zum weiteren Töten und Sterben in dieser Welt. Danke dafür!

Wir sind uns einig und haben das auch am Weltfriedenstag, als wir gemeinsam auf der Peißnitz standen, demonstriert: alle Kriege auf dieser Welt durch diplomatische Lösungen beenden. Wir wollen nicht kriegstüchtig, sondern friedensfähig sein!

Die Linksjugend stimmte dort das in der DDR vielgesungene Lied „Kleine weiße Friedenstaube“ , zum Mitsingen an. Das brachte Emotionen, weckte verborgene Sehnsüchte, auch bei älteren Ex-DDR-Bürgern, mit denen wir im Gespräch waren.

Nein, nicht so, dass man ein ummauertes Land zurückhaben will, aber so vielleicht, wie „die Hassfigur“, Hermann Kant, in einem Interview sagte:„Das Beste an der DDR war der Traum von ihr.“

Daran, an diesem Traum, der Schaffung , der Vision von einer von Ausbeutung befreiten, friedlichen Welt, einer demokratisch-sozialistischen, arbeitet ihr.

In eurem Leitantrag habt ihr euch dazu, für die vielen, langwierigen Mühen der Ebene, anspruchsvolle Ziele und Aufgaben gestellt. Es sind die kleinen Schritte, die oft reformerisch aussehen, es aber in einer sehr befestigten kapitalistischen Welt nicht sind. Wir sind sicher, ihr werdet die Menschen erreichen. Wir stehen an eurer Seite, die Gewerkschaften stehen an eurer Seite, viele Künstler, Schriftsteller, viele begeisterungsfähige junge Menschen …

Mit unserer Erinnerungs- und Gedenkarbeit tragen wir in diesem Sinn dazu bei, Menschen, die im Widerstand gegen den Faschismus standen und gleichzeitig von der Idee beseelt, dass die Welt allen Menschen dieser Erde zu gleichen Teilen gehört, vor allem jungen Leuten nahe zu bringen.

Wir wünschen euch für euren Parteitag viel Erfolg, im Sinn des Schwurs von Buchenwald: „Den Faschismus mit der Wurzel ausrotten! – Für eine neue Welt des Friedens und der Freiheit!“

Der Dichter Bertolt Brecht ruft uns auftrumpfend zu:
„Wessen Morgen ist der Morgen?
Wessen Welt ist die Welt?“

Gisela Döring

Ausstellung „Naumburg 33-45“

27. Juli 2024

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Im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Die Verbindung von Auschwitz Monowitz und Leuna“ als Projekt der Geschichtswerkstatt Merseburg-Saalekreis e. V. wird vom 27. Juli 24 bis 23.August 24 im Wiegand-Quartier Merseburg, ehemals VEB Apparatebau Merseburg, in einer stillgelegten ehemaligen Werkhalle, die Ausstellung „Naumburg 33-45“ gezeigt.

Sie wurde als Projekt des LV VVN-BdA Sachsen-Anhalt e. V. von unserem Landesvorstandsmitglied Tamara Misch und einer Initiative Naumburger Bürger*innen erarbeitet.

Als Wanderausstellung konzipiert steht sie exemplarisch für die unheilvolle Entwicklung deutscher Städte zu willigen Gefolgschaftsorten faschistischen Terrors.

33 Tafeln beleuchten, wie ein faschistisches System der Täter und Mitläufer*innen entsteht, stabilisiert wird und funktioniert, zeigt aber auch, wie Menschen trotz Terror humanistische Werte bewahren, wie sie unter Todesgefahr Widerstand leisten.

Die Ausstellung richtet sich an alle Bürger*innen , vor allem aber an junge Menschen.

Ihr Ziel: Lehren aus der faschistischen Vergangenheit ziehen für den heutigen Umgang und Kampf gegen Rechtsextremismus und Neofaschismus.

Die Ausstellung wurde von Kerstin Eisenreich (MdL, DIE LINKE) eröffnet.

Die Rede hielt Gisela Döring, Vorsitzende Des LV VVN-BdA Sachsen-Anhalt e. V. Sie kann im Folgenden nachgelesenwerden.

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