
Der Bauernkrieg war die erste Revolution auf deutschem Boden und dauerte zwischen 1524 und 1526, also etwa zwei Jahre. Angesichts einer religiösen Umwälzung erheben sich Untertanen gegen ihre Herren. Er begann mit lokalen Aufständen in Süddeutschland und verbreitete sich rasch in weiteren Regionen. Dies umfasst insbesondere das Oberrheingebiet, Württemberg, Oberschwaben, Franken, Thüringen, Sachsen, Tirol, Schweiz und Elsass. Bereits vorher gab es Erhebungen wie den vom Armen Konrad 1514 im Remstal östlich von Stuttgart. Doch zehn Jahre später erschütterten Bauernaufstände das gesamte Heilige Römische Reich Deutscher Nation. Die Bergknappen und Städter verbündeten sich mit den Bauern. Es entwickelte sich eine Massenbewegung, wie sie zuvor und nie wieder in Deutschland stattgefunden hat.
Das Manifest der Zwölf Artikel, das Vertreter mehrerer Bauernhaufen am 20. März 1525 in Memmingen in Schwaben verabschiedeten, glich einem revolutionären Programm, das keinesfalls utopisch, sondern durchaus realisierbar gewesen wäre. Es enthielt einen Begriff von Freiheit, der weit über Luthers eigentliche Un- „Freiheit des Christenmenschen“ hinausging. Sie strebten tatsächlich nach Freiheit und Gleichheit. Das artikulierte sich in dem wohl berühmtesten Spruch aus dem Bauernkrieg: „Als Adam grub und Eva spann, wo war denn da der Edelmann?“ Es ging um mehr als die lutherische religiöse Freiheit. Die zwölf Artikel beginnen mit dem Postulat: „dass wir nun führohin Gewalt und Macht wöllen“. Die Aufständischen rebellierten gegen die Adeligen und die Kirche, wollten ihre Pfarrer selbst wählen und sich von materieller Not befreien. Sie forderten eine Reform der Abgaben und die Abschaffung der Leibeigenschaft. Auch das Jagen und Fischen sollten nicht nur ein Privileg der Adeligen, sondern allen gestattet sein.
Die Idee der Gleichheit ist in zahlreichen Dokumenten des Bauernkriegs zu finden. Der Reformator Martin Luther, zunächst sympathisierte er mit den Bauern, die sich auf seine Thesen und seine Lehre von der Freiheit eines Christenmenschen beriefen, fand das alles unerhört, vor allem die Forderung nach Aufhebung der Leibeigenschaft: „Das heißt christliche Freiheit ganz fleischlich zu machen.“ Noch unverblümter verurteilte der Theologe der Reformation, Philipp Melanchthon, das Ansinnen der Rebellen: „Es ist auch ein Frevel und Gewalt, dass sie nicht wollen leibeigen sein“. Denn es galt, der Bauer ist ein Objekt der Herren, nicht viel mehr wert als eine Milchkuh oder ein Ochsengespann. Er war nicht nur entrechtet und wurde gnadenlos von weltlichen und geistlichen Herren ausgebeutet, er war Zielscheibe von Spott, Verachtung und als tollpatschig verschrien. Der Bauer und sein Verbündeter, der „gemeine Mann“ sie wollten nicht mehr das Objekt, sondern das Subjekt, die Basis der Gesellschaft sein.
Eine herausgehobene Bedeutung bei der Niederschlagung des Bauernkriegs hat die Schlacht von Frankenhausen. Sie hängt damit zusammen, dass der Thüringer Bauernhaufen zu den größten gehörte, und der charismatische radikale Prediger Thomas Müntzer, der für ein Gottesreich auf Erden kämpfte, und die Bauern in die Schlacht geführt hatte. Bei Frankenhausen traten die verschiedenen Fürstenheere gemeinsam gegen die Bauern an. Aber die militärisch unerfahrenen Bauern haben den gut gerüsteten Söldnerheeren nichts entgegenzusetzen. Und Luther hatte kurz zuvor seine Schrift „Wider die mörderischen und räuberischen Rotten der Bauern“ verfasst, mit der er die Landesherren dazu aufrief, keine Gnade walten zu lassen. Er will – und kann – die Gesellschaft nicht revolutionieren. Für ihn ist die Obrigkeit göttlich legitimiert, will „nur“ die Kirche erneuern. Zudem betrachtet er die Fürsten als stärkste Kraft im Reich und sucht ihren Rückhalt. Ab Ende April 1525 entwickelte sich Frankenhausen/Kyffhäuser zu einem Zentrum der Bauernerhebungen in Thüringen.

Am 10. Mai machte sich Müntzer mit 300 Mann, 8 Karrenbüchsen und der Regenbogenfahne auf den Weg von Mühlhausen nach Frankenhausen, das er am 11. Mai gegen Mittag erreichte. Die Unterstützung der Frankenhäuser Aufständischen aus anderen Gebieten war kaum noch zu erwarten, da die Bauern bereits vielerorts durch die errungenen lokalen Verhandlungsergebnisse aufgaben und abzogen oder von den fürstlichen Truppen zerschlagen wurden. Demnach standen den etwa 8.000 Aufständischen, die mit mindestens 15 Geschützen, als Waffen genutzten Arbeitsgeräten (Sense, Sichel, Dreschflegel, Gabel) und den Waffen der zum Waffentragen berechtigten Bergknappen (Spieße, Hellebarden, Kurzsäbel) bewaffnet waren, mindestens 6.000 Landsknechte und Berittene auf Seite der Fürsten gegenüber. Die fürstlichen Truppen wurden derart aufgestellt, dass ein Ausweichen der Aufständischen aus ihrer Wagenburg nicht mehr möglich war. Als das fürstliche Heer den vereinbarten Waffenstillstand brach, unvermutet und heftig mit Geschütz, Reiterei und Fußvolk angriff, waren die Bauern vollkommen überrascht und gerieten in Panik. Sie fanden keine Zeit, die Waffen zu ergreifen oder eine organisierte Gegenwehr zu errichten. Die Masse der Aufständischen flüchtete in die Stadt und wurde dort durch die fürstlichen Truppen niedergemetzelt. Nur wenigen Aufständischen gelang die Flucht. Im Verlauf der direkten Schlacht wurden mindestens 6.000 Menschen getötet. 600 Aufständische wurden gefangengenommen, von denen noch am 16. Mai 300 vor dem Frankenhäuser Rathaus oder auf dem Anger hingerichtet wurden.
Die Ursachen der Niederlage der Bauern lagen nicht nur in ihrer Unterlegenheit bezüglich der Bewaffnung und Kampfausbildung gegenüber den Landsknechtsheeren der Fürsten, sondern auch in der Uneinigkeit der jeweiligen Bauernführer. Das machte sich in ihrer unterschiedlichen Zielsetzung bemerkbar. Die meisten waren hauptsächlich auf die Interessen der Bauern ihrer Region ausgerichtet. Nur wenige, wie etwa Thomas Müntzer, sahen eine gesamtdeutsche Aufgabe in ihrem Handeln. Die Schlacht bei Frankenhausen am 15. Mai 1525 war genaugenommen bereits verloren, bevor sie begann. Es handelte sich tatsächlich um ein Gemetzel, in dem mehrere Tausend Bauern getötet oder ihre Höfe geplündert wurden. Nach Arretierung, Verhör und Folter in der Festung Heldrungen wird am 27. Mai 1525 Thomas Müntzer mit 53 Anhängern vor den Toren im Feldlager der Fürsten in Mühlhausen öffentlich enthauptet, sein Leib aufgespießt und sein Kopf auf einen Pfahl gesteckt. Währenddessen fand die Schändung Ottilie von Gerson, die Frau von Müntzer, statt. Es wurde ein Untertanenstaat mit schlimmster Prägung etabliert. Die Habsburger hetzten ihre Häscher auf die Spur von Flüchtlingen und Gegnern noch bis in die 1530 Jahre hinein, bis zu ihren Exilorten, und ließen sie dort meucheln. In der Folgezeit von Feudalstaaten über Preußen bis in die NS-Diktatur wurden nun mehr und mehr Gehorsam und Treue als oberste Ideale eingefordert. Der Staat, der Kaiser, galt als unbestrittene und unangreifbare Autorität und wurde in Heinrich Manns Roman aus dem Jahr 1914 „Der Untertan“ bestens beschrieben.

Heute erinnert das Bauernkriegspanorama bei Bad Frankenhausen mit dem Monumentalgemälde von Werner Tübke Die Frühbürgerliche Revolution in Deutschland an diese Entscheidungsschlacht.
Eine der wichtigsten Schlussfolgerungen aus dem Bauernkrieg von vor 500 Jahren: „Die materielle Sicherheit für jeden und Wahrung demokratischer Strukturen. Dass sich nicht wieder Gewalten über uns erheben, die uns entmündigen und entrechten. Und diese Gefahr lauert durchaus von rechts“, meint Prof. Peter Seibert, Autor „Die Niederschlagung des Bauernkriegs 1525, Beginn einer deutschen Gewaltgeschichte“.
Klaus-Peter Schuckies
Vorstandsmitglied
Quellen
Eigene Gedanken in Verwendung mit nd-Artikel vom 21.5.2025 und dem Buch, Die Niederschlagung des Bauernkriegs 1525