Am 10. September findet der „Tag der Erinnerung, Mahnung und Begegnung“ statt – dieser Tag wurde von den Überlebenden der faschistischen Konzentrationslager eingeführt, um ein gemeinsames Zeichen gegen das Vergessen und für die antifaschistische Bewegung zu setzen.
In Sachsen-Anhalt veranstaltet der VVN-BdA ein zentrales Gedenken auf dem halleschen Gertraudenfriedhof, was am 10. September (Sonntag) ab 11 Uhr stattfindet. Gemeinsam erinnern wir am Gedenkstein für die Opfer der faschistischen Justiz an die Ermordeten.
Am 1. September 1939 begann der Zweite Weltkrieg mit dem barbarischen Überfall der deutschen Wehrmacht auf Polen. Millionen von Toten, ein vom faschistischen deutschen Regime geführter Vernichtungskrieg, das Menschheitsverbrechen der Shoah folgten diesem Datum – bis zur bedingungslosen Kapitulation am 8. Mai 1945. In Asien ging der von der japanischen Militärdiktatur ausgelöste Krieg noch weitere drei Monate.
Der Losung der Überlebenden des KZ Buchenwald „Nie wieder Faschismus, nie wieder Krieg!“ folgend, haben wir uns deshalb an der Kundgebung zum Weltfriedenstag beteiligt. Der Tag, der 1. September, erinnert an den Ausbruch des Zweiten Weltkrieges und seine Opfer und soll ein Zeichen für eine friedliche Zukunft ohne Krieg, Konfrontation und Aufrüstung setzen. Beteiligt waren u.a. die Deutsche Friedensgesellschaft – Vereinigte Kriegsdienstgegner*innen, der DGB, die Partei DIE LINKE und der hallesche Friedenskreis.
Liebe Mitglieder des Landesverbandes der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten Sachsen-Anhalt, liebe Leserinnen und Leser, auf Beschluss unseres Landesvorstandes stellen wir mit dieser Ausgabe unsere Mitgliederzeitung ein.
Unser Informationsblatt erschien seit 1991 in quartalsweisen Ausgaben. Es war ein maßgeblich mit Fördergeldern des Landesverwaltungsamtes (LVwA) Sachsen-Anhalt gestütztes Projekt und hatte zum Ziel, vorrangig unsere Mitglieder, aber auch unsere zahlreichen Leser*innen über die im Rahmen unserer Gedenk- und Erinnerungsarbeit durchgeführten Veranstaltungen und Aktionen gegen Rassismus und Neofaschismus sowie über unsere biographisch-dokumentarische Arbeit zu unterrichten.
Am 1. September ist der Weltfriedenstag/Antikriegstag. Gemeinsam mit verschiedenen Organisationen (Friedenskreis e.V., DFG-VK, DIE LINKE, Omas gegen Rechts, LAMSA und dem DGB) veranstalten wir dazu eine Kundgebung in Halle. Diese wird ab 16 Uhr auf dem Marktplatz stattfinden. Das Motto ist ganz klar: Die Welt braucht Frieden. Der Angriffskrieg gegen die Ukraine, die ständigen Angriffe gegen die kurdische Selbstverwaltung, die drohende militärische Zuspitzung in der Sahel-Zone und in West-Afrika, die Kämpfe im Sudan und die weiterhin katastrophale Situation im Jemen erfordern ein starkes Eintreten für eine konsequenten Frieden. Wir verlangen von der deutschen Bundesregierung, dass die Flüchtende aufnimmt, sich für gewaltlose Konfliktlösung stark macht, humanitäre Hilfe leistet und langfristige Schritte zur Verbesserung der jeweiligen sozialen Lage unternimmt. Sie muss auf der Seite der Zivilgesellschaft und derjenigen stehen, die sich Kriegspropaganda und Militärdienst verweigern. Sie muss sich gegen Aufrüstung stellen – statt immer höherer Wehretats braucht es Alternativen für internationale Zusammenarbeit im Sinne der Menschen. Die Menschenheitsaufgaben wie die Klimakatastrophe, der Welthunger und die globale Ungleichheit brauchen all‘ unsere zivile Kraft. Für die Logik des Militärischen ist dabei kein Platz!
Aktionstag „Stoppt das Töten in der Ukraine“ in Halle. Mehr Infos: stoppt-das-toeten.de
Seit dem Beginn des russischen Angriffskrieg auf die Ukraine steht sie wieder im öffentlichen Fokus – die Friedensbewegung. Obwohl seit Jahrzehnten kontinuierlich aktiv, wird sie im Allgemeinen erst im Krisenfall wahrgenommen und zum Ziel von Angriffen. Pazifistische und gewaltfreie Alternativen zu Krieg und Zerstörung werden nicht gehört. Das fällt umso leichter, da insbesondere aus rechtsextremer Sicht, wie der AfD, versucht wird das Friedensthema zu vereinnahmen.
Hier Widerstand sichtbar zu machen und eigene Angebote zu setzen ist eine der Herausforderungen, der sich die „klassische“ Friedensbewegung stellen muss.
Die Deutsche Friedensgesellschaft – Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen (DFG-VK), 1892 unter anderem von der Friedensnobelpreisträgerin Bertha von Suttner gegründet, steht seit Jahren für ein antifaschistisches Friedensverständnis. Gemeinsam mit anderen Partner*innen – unter anderem des VVN-BdA – versuchen wir Friedenslösungen zu diskutieren, ohne rechten Demagog*innen und Wissenschaftsleugener*innen auf den Leim zu gehen.
Zwei größere Aktionstage unter dem Motto „Stoppt das Töten“ fanden in den letzten Monaten statt – auch in Halle. VVN-BdA, die Regionalgruppe Sachsen-Anhalt der DFG-VK und der Friedenskreis Halle bereicherten die Aktionstage mit gemeinsamen Infoständen und kleineren Aktionen. Diese Zusammenarbeit lokal wie bundesweit ist wichtig. Soll Friedensarbeit erfolgreich sein, muss sie eine klare Abgrenzung nach rechts deutlich machen. Mit Afdler*innen gemeinsam zu demonstrieren, da sie „ja auch für den Frieden seien“, verkennt die brutale menschenfeindliche Ideologie und die Strategie einer Normalisierung rechtsextremen Gedankenguts. Da tut es gut, hier in Halle verbündete, wie die VVN-BdA zu haben und gemeinsam Alternativen deutlich zu machen. Das sind im konkreten Fall des Kriegs Russlands gegen die Ukraine neben der Forderung nach Waffenstillstand und Verhandlung vor allem auch die Sicherstellung eines Rechts auf Asyl für Kriegdienstverweigerer*innen und Deserteur*innen, egal ob sie aus Russland, Belarus oder der Ukraine kommen. Das Recht auf Leben gilt für alle Menschen. Hier treffen sich Positionen aus einer klar antifaschistischen Perspektive mit denen der Pazifist*innen. Gemeinsame Bündnisse und Zusammenarbeit bieten sich gerade an. Friedensarbeit ist und bleibt antifaschistisch.
In Magdeburg gab es am vergangenen Samstag eine wichtige und eine zutiefst Reaktionäre Veranstaltung: wichtig war der CSD, der sich für die Rechte queerer Personen stark gemacht hat. Mehr als reaktionär war eine Kundgebung des bundesweiten Reichsbürger-Milieus auf dem Domplatz. Die bis zu 700 Teilnehmer*innen wurden aus der ganzen Republik zusammengezogen, um in Magdeburg dem Kaiser zu huldigen, die Abschaffung der Demokratie zu fordern und gegen jede Form gesellschaftlichen Fortschritts zu hetzen. Der Reichskitsch geht einher mit einer revisionistischen und revanchistischen Haltung zur deutschen Geschichte, so wird der deutsche Faschismus verharmlost und es werden Gebietsansprüche gegen die Nachbarländer Frankreich und Polen formuliert. Insgesamt kann man sagen, dass diese beiden Veranstaltungen sich nicht nur ausschließen, sondern auch für das glatte Gegenteil stehen: Zusammenhalt, Solidarität und Menschenrechte beim CSD, Nationalismus, Verschwörungsdenken und Hetze bei den Reichsbürger*innen. Erfreulicher Weise war der CSD mit 2700 Teilnehmenden deutlich besser besucht.
Erster CSD im Burgenlandkreis! Gestern fand der erste Christopher Street Day (CSD) in Weißenfels und damit auch im Landkreis statt. Bis zu 800 Menschen kamen auf den Marktplatz zusammen und zogen im Anschluss an die Stadt. Viele zivilgesellschaftliche Organisationen, Gewerkschaften und demokratische Parteien waren vor Ort und drückten ihre Unterstützung für die Veranstaltung aus. Diese setzte ein starkes Zeichen gegen Queerfeindlichkeit, für gleiche Rechte und für eine gerechte, offene und solidarische Gesellschaft. Es braucht eine Gesellschaft, in der Jede*r ohne Angst verschieden sein kann. Leider kam es, wie schon im Vorfeld erwartet wurde, zu rechtsextremen Übergriffen. So wurden Gegenstände auf die Demonstration geworfen, es wurde provoziert, homofeindliche Beleidigungen wurden geäußert, schließlich wurde auch ein Hitlergruß gezeigt. Damit zeigte die vorherige Hetze faschistischer Parteien ihre Wirkung. Es ist umso beeindruckender, dass sich der CSD nicht einschüchtern ließ! Die Polizei muss sich allerdings fragen lassen, warum sie die Demonstration nicht ausreichend geschützt hat und mit zu wenigen Kräften vor Ort war. Das Signal ist damit verheerend und senkt das Vertrauen in die Sicherheitskräfte. Wir fordern eine kritische Aufarbeitung und den Schutz der engagierten Menschen vor Ort. Jetzt danken wir aber vor allem denjenigen, die diesen trotz aller Bedrohungen hervorragenden, wichtigen und bunten CSD organisiert haben! Wir begrüßen es, dass ARD und MDR in verschiedenen Formaten über den CSD BLK und die rechten Bedrohungen berichtet haben und dem Thema so die notwendige Aufmerksamkeit zukommen lassen. Das wird dem demokratischen Auftrag der Sender deutlich eher gerecht als das hundertste Interview mit dem Nazi Björn Höcke. Die entsprechenden Sendungen lassen sich hier nachschauen: youtube.com/watch?v=Bc1W0V_vENo (ARD Tagesthemen 12.08.2023, ab 6:40) mdr.de/nachrichten/sachsen-anhalt/halle/burgenland/christopher-street-day-csd-weissenfels-angriffe-104.html (Bericht von MDR Sachsen-Anhalt)
Heute wird an Hans-Joachim Sbrzesny erinnert, der am 1. August 2008 von zwei Neo-Nazis in einem Dessauer Park getötet wurde. Er lebte zu diesem Zeitpunkt im halleschen Riebeck-Stift und war nach Dessau gefahren, wo er in dem Park schlief, wo er überfallen wurde. Der 50-jährige wurde brutal angegriffen, misshandelt und schließlich getötet. Die beiden Täter waren tief ins neonazistische Milieu verstrickt, deutlich u.a. durch gefundene NS-Propaganda. Ihre Motivation war mutmaßlich geprägt durch die Verachtung vermeintlicher Schwäche, die viele neonazistische Übergriffe begeleitet. Mehr dazu findet ihr hier: www.rechte-gewalt-sachsen-anhalt.de/todesopfer/hans-joachim-sbrzesny/ Am 1. August wird um 15 Uhr ein Gedenkstein für Hans-Joachim Sbrzesny am Dessauer Hauptbahnhof eingeweiht: www.mz.de/lokal/dessau-rosslau/15-jahre-nach-der-tat-hans-joachim-sbrzesny-als-mordopfer-rechter-gewalt-anerkennt-3650486
In Naumburg wurde die Regenbogentreppe an der örtlichen Albert-Schweitzer-Schule übermalt. Was erst einmal nicht besonders ungewöhnlich klingt, ist ein Akt rechter Gewalt: Denn die von dem Jugendparlament eingerichtete Treppe sollte für die Gleichstellung von LGBTIQ*–Personen werben und ein Zeichen für Toleranz setzen. Dazu wurde sie nicht irgendwie übermalt, sondern mit Schwarz-Weiß-Rot, also den Farben des militaristischen Regimes des Deutschen Reiches, welche heute ausschließlich von Neo-Faschist*innen genutzt werden. Dieser Übergriff zeigt, wie stark die derzeitige extreme Rechte auf Queerfeindlichkeit setzt und wie stark Zeichen für Toleranz bekämpft und angefeindet werden. Er zeigt aber auch, wie wichtig ist es ist, dass das Jugendparlament in Naumburg solche Zeichen setzt. Ein weiteres braucht jetzt die Unterstützung von uns allen: am 12.8. soll der erste CSD im Burgenlandkreis in Weißenfels stattfinden – wir haben gesehen, wie notwendig er ist. Also: Seid dabei und unterstützt die Menschen vor Ort! Für queere Rechte und gegen die Neo-Faschist*innen!
Einem selbstlosen Streiter für die Rechte der Arbeitenden, antifaschistischen Widerständler, NS-Verfolgten, VVN-Aktivisten und Kommunalpolitiker!
Text und Foto: Dr. Werner Dietrich
Mein Großvater, dem diese Zeilen gewidmet sind, erblickte am 13. April 1885 im damaligen Leipziger Vorort Stötteritz das Licht der Welt. Als gelernter Former trat er 1903 der Metallarbeitergewerkschaft und 1906 der SPD bei. Nach Betätigungen als Former, Gewerkschafter, SPD-Mitarbeiter (ab 1917 USPD), Weltkriegssoldat und Angehöriger des Leipziger Arbeiter und Soldatenrates verschlug es ihn 1921 nach Zeitz, wo er Betriebsrätesekretär und Leiter der Rechtsabteilung beim Ortsauschuss des Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbundes wurde. Zudem fungierte er als Ortsvorsitzender der USPD (ab 1922 wieder SPD).